Das Mädchen mit den drei Namen
Tami Shem-Tov (Text),
Mirjam Pressler (Übersetzung)
Jurybegründung
Vor über 60 Jahren schrieb und malte ein Vater Briefe für seine Tochter, weil diese Vater und Mutter ebenso wie ihren wirklichen Namen zurücklassen musste. Ohne jede Sentimentalität schildert Tami Shem-Tov die bewegende Lebensgeschichte von Jacqueline van der Hoeden, die unter falscher Identität bei fremden Menschen lebte, um so der Verfolgung als Jüdin zu entgehen.
Zwischen die Erzählpassagen mit ihren überzeugend dargestellten Figuren setzt die...
Vor über 60 Jahren schrieb und malte ein Vater Briefe für seine Tochter, weil diese Vater und Mutter ebenso wie ihren wirklichen Namen zurücklassen musste. Ohne jede Sentimentalität schildert Tami Shem-Tov die bewegende Lebensgeschichte von Jacqueline van der Hoeden, die unter falscher Identität bei fremden Menschen lebte, um so der Verfolgung als Jüdin zu entgehen.
Zwischen die Erzählpassagen mit ihren überzeugend dargestellten Figuren setzt die Autorin die echten Briefe, die der Vater seiner Tochter nach Möglichkeit jeden Monat zeichnete und textete. Neben der hohen Erzählkunst, die in Mirjam Presslers Übersetzung auch für uns hörbar wird, zeichnet die Verknüpfung von Erzählung und Briefen dieses Kinderbuch besonders aus. Das Mädchen mit den drei Namen ist mit seinem Thema, mit seinem ausgeklügelten Wechsel zwischen Distanz und Nähe des Erzählens und nicht zuletzt auch in seiner Gestaltung ein echter Glücksfall im Bereich des Kinderbuchs.
Personen
© Foto: Emilie Ouzen
© José Problete
1940 in Darmstadt geboren, studierte Malerei an der Akademie für Bildende Künste in Frankfurt und Sprachen in München und lebte für ein Jahr in einem Kibbuz in Israel. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat heiratete sie und bekam drei Töchter, die sie nach der Scheidung von ihrem ersten Mann alleine großzog. Sie arbeitete in verschiedenen Jobs, unter anderem führte sie ihren eigenen Jeansladen. Schließlich begann sie als freie Autorin und Übersetzerin zu arbeiten. Heute lebt Mirjam Pressler in Landshut bei München.
Bereits für ihren ersten Jugendroman Bitterschokolade wurde sie 1980 mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Seitdem hat sie beinahe 50 Werke für Kinder und Jugendliche verfasst. 1995 erhielt sie für Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen den Deutschen Jugendliteraturpreis sowie den Züricher Kinderbuchpreis. Darauf folgten viele weitere, unter anderem die Carl-Zuckmayer-Medaille für Verdienste um die deutsche Sprache (2001), der Deutsche Bücherpreis für Malka Mai (2002) und der Deutsche Bücherpreis für ihr literarisches Lebenswerk.
1983 bot man ihr die Bearbeitung einer Rohübersetzung aus dem Niederländischen an. Obwohl sie der Sprache, nach eigener Auskunft, bis dahin nicht mächtig gewesen war, machte sie sich mit dem Wörterbuch in der Hand an die Arbeit. Seitdem sie mit ihrer Übersetzung von Anton Quintanas Paviankönig 1985 auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis stand, sind viele weitere Auszeichnungen für ihre Übersetzertätigkeit hinzugekommen. 1986 und 1988 wurde sie als Übersetzerin zusammen mit den Autoren Els Pelgrom und Joke van der Leeuwen ausgezeichnet. 1991 stand sie sogar mit vier von ihr übersetzten Büchern auf der Nominierungsliste. Mirjam Pressler verstarb am 16. Januar 2019 im Alter von 78 Jahren.