moodbar image © Paula Winkler, Nils Bucher, Ina Aydogan, Jenni Gärtner

Die Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien

Die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien werden seit 2010, die Kranichsteiner Kinderliteratur-Stipendien seit 2021 jährlich vom Deutschen Literaturfonds und vom Arbeitskreis für Jugendliteratur vergeben. Sie gehen an Autor:innen von Kinder- und Jugendbüchern, die bereits erste überzeugende Titel veröffentlicht haben und eine positive literarische Entwicklung erkennen lassen, sich aber bisher keine starke Marktposition erarbeiten konnten. Ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, ein nächstes Buchprojekt unabhängig von den Anforderungen des Marktes und unter finanziell gesicherten Lebensumständen verwirklichen zu können. Sowohl der Deutsche Literaturfonds als auch der AKJ möchten damit die aktuelle deutschsprachige Jugendliteratur fördern und unterstützen. Insgesamt haben bislang 38 deutschsprachige Autor:innen von den Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien mit einer Gesamtfördersumme von 552.000 Euro profitiert.
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Neuerungen anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Stipendien

2021 wurde die Anzahl der bewährten Stipendien erhöht. Analog zu den zwei Jugendliteratur-Stipendien wurden zwei zusätzliche Kinderliteratur-Stipendien etabliert. Alle Stipendien sind von sechsmonatiger Dauer und seit 2021 jeweils mit 18.000 Euro (bisher 12.000 Euro) dotiert. Jährlich stehen somit 72.000 Euro für die Förderung deutschsprachiger Autor:innen zur Verfügung.

 

Auswahlverfahren

Eine Bewerbung um ein Stipendium erfolgt automatisch durch die Einreichung eines deutschsprachigen Kinder- bzw. Jugendbuchs für den Deutschen Jugendliteraturpreis, an den das Auswahlverfahren angebunden ist. Die Einreichfrist beginnt Anfang Juli und endet jährlich Ende September.

Alle deutschsprachigen Originalausgaben der Sparten Kinderbuch und Jugendbuch werden von einer unabhängigen Jury geprüft. Ausschlaggebend für die Vergabe der Stipendien-Preise ist allein die literarische Qualität der zu prüfenden Kinder- und Jugendbücher. Die Entscheidung für die Stipendiat:innen fällt unabhängig davon, ob die Autor:innen für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert sind.


Jury 2025

Der Jury zu den Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2025 gehören an: Christine Knödler (Freie Journalistin), Prof. Dr. Iris Kruse (Vorsitzende der Kritikerjury 2025) und Prof. Dr. Jan Standke (AKJ-Vorsitzender).
  
Informationen zum Deutschen Literaturfonds, der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird, finden Sie unter www.deutscher-literaturfonds.de 

Die Stipendiat:innen 2025

Das Faltblatt mit allen Informationen zu den Stipendien, Preisträger:innen und den Begründungen der Jury können Sie hier herunterladen:

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Karen Köhler
© Paula Winkler

Karen Köhler

Ausgezeichnet mit dem Kranichsteiner Kinderliteratur-Stipendium 2025 für ihren Roman Himmelwärts (Hanser)

 

Karen Köhler wurde in Hamburg geboren und studierte Schauspiel in Bern. Nach zwölf Jahren am Theater begann sie zu schreiben und veröffentlicht heute Theaterstücke, Drehbücher, Hörspiele, Essays, Erzählungen und Romane. Himmelwärts ist ihr erstes Kinderbuch. 

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Himmelwärts
Bea Davies (Illustration)
Hanser
ISBN: 978-3-446-27922-3
€ 19,00 (D)
192 Seiten


Jurybegründung

Eine tote Mutter. Eine Trauer, die tiefer, größer und weiter ist als das Weltall. Und eine Freundinnenschaft, die Kraft zum Handeln, Fühlen und Denken gibt. Erzählt wird von einer sommerlichen Zeltnacht im Garten, während derer die zehnjährige Toni
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und ihre Immer-schon-Freundin YumYum mit einem kosmischen Radio in den Weltraum funken: „Mama, kannst du mich hören?“ Toni spricht ihren Vermissungsschmerz in den Sternenhimmel. Weil die technikbegeisterte YumYum ein durchschlagendes Funkgerät gebaut hat, empfangen die Kinder tatsächlich Signale aus den Weiten des Alls. Im Gespräch mit Zanna, einer Astronautin der ISS, geht es um Irdisches und Kosmisches, um Endliches und Ewiges, um Erinnern und Vermissen und darum, dass im Universum keine Energie verloren geht. Karen Köhler gibt der tief erschütterten Toni eine Erzählstimme, die Lebensverunsicherung und -kraft gleichermaßen transportiert. Der Schmerz des Verlustes wird durch Skizzen aus Tonis Notizbuch, in dem sie Erinnerungen an ihre Mutter aufgeschrieben hat, greifbar. Eng verwoben mit dem dialogstarken Nachtbericht entsteht ein kinderliterarisches Kunstwerk, das berührt und tröstet, das, vom Tod erzählend, viel wagt und himmelweit herausragt.

Benjamin Tienti
© Nils Bucher

Benjamin Tienti

Ausgezeichnet mit dem Kranichsteiner Kinderliteratur-Stipendium 2025 für seinen Roman Wer schnappr Ronaldo? Kopfgeld auf ein Chamäleon (Dressler)

 

Benjamin Tienti, geboren 1981 in Esslingen am Neckar, ist Schulsozialarbeiter. Seit seinem 17. Lebensjahr veröffentlichte er regelmäßig Kurzgeschichten und Essays in Punkmagazinen, sein Kinderbuchdebüt Salon Salami erschien 2018. Er lebt in Berlin.

 

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Wer schnappt Ronaldo?
Kopfgeld auf ein Chamäleon

Dressler
ISBN: 978-3-7513-0109-1
€ 15,00 (D)
176 Seiten


Jurybegründung

„Bei mir zu Hause“, sagt Ich-Erzählerin Nivin, fast zwölf, „bist du allerhöchstens zum Kacken allein.“ In der Zwei-Zimmer-Wohnung in Berlin stapelt sich ihre achtköpfige Familie. Nivin sehnt sich nach Privatsphäre – was sie hat, ist
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eine Privatschublade. Wenn nichts mehr geht, steigt sie in die Ringbahn und fährt im Kreis: von Sonnenallee  bis Sonnenallee. Einmal ungestört sein, bitte. Was für ein Bild. Benjamin Tienti hat viele davon. Sie sind poetischer Hintergrund eines Kinderkrimis in pulsierendem Großstadt-Sound: In brüllender Sommerhitze, schlagfertig, schnell, schenken eigenwillige Figuren einander nichts, aber den Leserinnen und Lesern alles. Kopfgeld auf das geklaute Chamäleon von Wahrsagerin Mona weckt Finderlohn-Begehrlichkeiten, Nivin aus Neukölln und Linus aus dem schicken Schöneberg ermitteln um die Wette, kleinkarierte Kleingartensiedlung wird zum Tatort, als Gegen-Entwurf  zu urbaner Kulisse zeigt sich ein konstituierendes Moment: Arm gegen Reich, rechts gegen links, Mädchen gegen Jungs, Kartoffeln gegen Araber und die wieder gegen die Kartoffeln – wann hört das bloß auf? Jetzt. Souverän, en passant, werden gesellschaftliche Fragen verhandelt, Vorurteile hinterfragt, blöde Regeln durch unkonventionelle Lösungen ersetzt. Gegeneinander? Zusammen!

Luca Kieser
© Ina Aydogan

Luca Kieser

Ausgezeichnet mit dem Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium 2025 für seinen Roman
Pink Elephant (Blessing)

 

Luca Kieser, geboren 1992 in Tübingen, studierte Philosophie in Heidelberg und Leipzig sowie Sprachkunst in Wien, wo er heute lebt. Seit 2018 arbeitet er als freier Schriftsteller und als Literaturvermittler. Pink Elephant ist sein zweiter Roman.

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Pink Elephant
Blessing
ISBN: 978-3-89667-760-0
€ 24,00 (D)
304 Seiten


Jurybegründung

Deutschland 2006: Das Fußball-Sommermärchen hat das ganze Land fest im Griff. Für den 14-jährigen Vincent, Einzelkind aus bildungsbürgerlichem Reihenhaus, ist die WM-Euphorie nur das HintergrundrauschenMEHR

ganz anderer Ereignisse, die in diesem Sommer alles zu verändern scheinen. Er gerät mit Ali und Tarek aus der Hochhaussiedlung aneinander. Gerangel, Pöbeleien und schließlich geht Vincent blutend zu Boden. Doch statt Abstand zu nehmen, folgt Vincent den beiden mit wachsender Faszination in eine Welt, die ihm bislang vollkommen fremd war. Shishas und Zigaretten, Pornos und Videospiele, Wodka mit Eistee, Kleinkriminalität – und die Einsicht, dass es gar nicht so leicht ist, zwischen Opfer und Täter zu unterscheiden. Dann überschlagen sich die Ereignisse und Vincent stolpert mit seinen neuen Freunden einem filmreifen Finale entgegen. Luca Kieser erzählt eindringlich, mit großer psychologischer Genauigkeit und zugleich höchst kunstvoll eine mitreißende Coming-of-Age-Geschichte, die dicht dran ist an den Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Dass er das Wagnis nicht scheut, Alltagsrassismus und Diskriminierung in differenzierter Weise anschaulich werden zu lassen, macht Pink Elephant zu einem Roman der Stunde.

Filiz Penzkofer
© Jenni Gärtner

Filiz Penzkofer

Ausgezeichnet mit dem Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium 2025 für ihren Roman Alles im Grünen oder Wie ich die Kette der Beschissenheit durchbrach (Rotfuchs)

 

Filiz Penzkofer, geboren 1985 in München, studierte Germanistik, Kommunikationswissenschaften und Turkologie in Bamberg und Ankara. Die freie Autorin und Journalistin lebt in Berlin. Alles im Grünen oder Wie ich die Kette der Beschissenheit durchbrach ist ihr Debütroman.

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Alles im Grünen
oder
Wie ich die Kette der Beschissenheit durchbrach

Rotfuchs
ISBN: 978-3-499-01129-0
€ 20,00 (D)
224 Seiten


Jurybegründung

„Ich will einfach nur in eine Einrichtung mit ganz NORMALEN psychisch Kranken!“ Diesen Hilferuf richtet die unter Angststörungen leidende Ich-Erzählerin Rabea an die Betreuerin ihrer Berliner WG. MEHR

Aber es hilft nichts: Sie muss weiterhin dort wohnen, gemeinsam mit Musti, einem syrischen Geflüchteten, und Queen Tiger, einer selbsternannten Voodoo-Hexe. Klingt schräg? Ist es auch! Noch schräger wird es, als die schrille Truppe ihre Vermieterin scheinbar ermordet auffindet. Um nicht in Verdacht zu geraten, soll Voodoo-Zauber die Dame ins Leben zurückholen. Klappt leider zunächst nicht, also muss die Leiche verschwinden. Was dann folgt, ist  eine ebenso aberwitzige wie anrührende Tour de Force durch die Großstadt, bei der die Figuren über sich hinauswachsen. Filiz Penzkofers Roman ist ein herrlich unkonventionelles Potpourri an Skurrilitäten. Dabei erzählt die Autorin sprachgewaltig und pointiert, rasant und brüllend komisch, mit liebevollem Blick für ihre Figuren. Gleichzeitig schreibt sie so frech und frei von jeder Scheu vor brisanten Themen, dass einem beim Lesen das Lachen zuweilen im Halse stecken bleibt. Ein ganz und gar aufrüttelndes Leseerlebnis. Und schließlich bleibt die Frage: Wer ist hier eigentlich verrückt?

Bekanntgabe und Gesprächsrunde

Die Bekanntgabe der vier Stipendiat:innen erfolgte am 18. März 2025 durch eine Pressemitteilung und die Homepages des Arbeitskreises für Jugendliteratur sowie des Deutschen Literaturfonds

Auf der Leipziger Buchmesse (Lesetreff, Halle 3, B508) stellt Jurymitglied Christine Knödler die Autor:innen am 28. März 2025 von 14.00 bis 15.00 Uhr vor: Im Gespräch erzählen sie von ihrer Arbeit und lesen aus ihren ausgezeichneten Werken. Ein Video der Veranstaltung wird im April über den YouTube-Kanal des Deutschen Literaturfonds abrufbar sein.

 

Bisherige Stipendiat:innen

2024    Mareike Krügel und Andreas Langer (Kinderbuch)

            David Blum und Caroline Wahl (Jugendbuch)

2023    Josephine Mark und Werner Rohner (Kinderbuch)

            Chantal-Fleur Sandjon und Josefine Sonneson (Jugendbuch)

2022    Rebecca Elbs und Lisa Krusche (Kinderbuch)

            Juliane Pickel und Eva Rottmann (Jugendbuch)

2021    Ayşe Bosse und Franz Orghandl (Kinderbuch)

            Sarah Jäger und Verena Keßler (Jugendbuch)

2020    Kristin Höller und Dita Zipfel

2019    Stefanie Höfler und Bettina Wilpert

2018    Flurin Jecker und Manja Präkels

2017    Que Du Luu und Michael Sieben

2016    Elisabeth Etz und Kathrin Steinberger

2015    Corinna Antelmann und Martin Kordić

2014    Sarah Michaela Orlovský und Stefanie de Velasco

2013    Susan Kreller und Cornelia Travnicek

2012    Nils Mohl und Marlene Röder

2011    Petra Ivanov und Stephan Knösel

2010   Tobias Elsäßer und Agnes Hammer

Jubiläumsvideo

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