
Der Bär auf dem Försterball
Peter Hacks (Text),
Walter Schmögner (Illustration)

Jurybegründung
Ein riesiger Bär, als Förster verkleidet, auf einem Ball der Männer, die ihn jagen wollen: Das ist vordergründig ein spaßiges Vexierspiel. Unterscheidet sich der Mensch wirklich nur dadurch vom Tier, dass er Anzug und Schuhe trägt? Dahinter aber wird die Fragwürdigkeit geltender Kategorien im bürgerlichen Leben, z. B. beharrlich überkommenes, unkritisch übernommenes Obrigkeitsdenken, sichtbar. Ein grotesk-komischer Spiegel menschlicher...
Ein riesiger Bär, als Förster verkleidet, auf einem Ball der Männer, die ihn jagen wollen: Das ist vordergründig ein spaßiges Vexierspiel. Unterscheidet sich der Mensch wirklich nur dadurch vom Tier, dass er Anzug und Schuhe trägt? Dahinter aber wird die Fragwürdigkeit geltender Kategorien im bürgerlichen Leben, z. B. beharrlich überkommenes, unkritisch übernommenes Obrigkeitsdenken, sichtbar. Ein grotesk-komischer Spiegel menschlicher Verhaltensweisen, insbesondere, wie leicht es manchem gemacht wird, anderen „einen Bären aufzubinden“.
Personen

© Bundesarchiv Bild 183-R1202-328/CC-BY-SA
1928 - 2003. Er studierte in München Soziologie, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaften und promovierte 1951 zum Dr. phil. Danach schrieb er Hörspiele für Kinder. 1955 zog er nach Ostberlin und wurde Mitglied des Ensembles von Bert Brecht. Von 1960-63 war er Theaterdichter am Deutschen Theater. Danach war er freischaffender Dramatiker, Lyriker und Essayist. Er erhielt den Nationalpreis der DDR und ist Mitglied der Akademie der Künste und des P.E.N.
Von Brecht beeinflusst und von Brecht befreit, wurde Peter Hacks in den sechziger und siebziger Jahren einer der meist gespielten Dramatiker auf deutschsprachigen Bühnen. Vorzugsweise nutzt er Stoffe aus der Geschichte und der antiken Mythologie als poetische Medien, um gegenwärtige Wirklichkeit zu kritisieren. Früh fand er dabei zu einer unnachahmlichen sinnlichen und ironischen Sprache.
Peter Hacks war Autor einer stattlichen Reihe von Kinderbüchern, mit denen er von Anfang an in der Kinderliteratur neue Maßstäbe setzte. Auch sie bieten Kunst in allen Facetten: Derb-Komödiantisches, Scherz, Satire, Ironie und poetischer Ernst. Sie fangen die Unvollkommenheit der Wirklichkeit ein, brechen sie vielfach und überwinden sie kraft dichterischer Phantasie – wie es Felix, der Tagedieb und Leberecht am schiefen Fenster stellvertretend vorführen. Es sind Kinderbücher zum Mitwachsen, ausnahmsweise und ausnahmslos auch für Erwachsene geeignet.

© Kristian Bissuti