Erzähl mir von Oma
Guus Kuijer (Text),
Mance Post (Illustration),
Hans Georg Lenzen (Übersetzung)
Jurybegründung
Die kleine Maslief beerdigt ihre Großmutter, die sie kaum gekannt hat. Masliefs Mutter gibt offen zu, daß sie die Oma, ihre Mutter, nicht besonders gern hatte. Maslief und Opa freunden sich an: „Wenn Maslief nicht da wäre, dann wäre ich gerade so gern tot." Opa fährt zurück in sein leeres Haus, und die Enkelin begleitet ihn, damit es ihm nicht so schwer wird. Nach und nach erfährt Maslief, was Oma für eine Frau war: eine schöne,...
Die kleine Maslief beerdigt ihre Großmutter, die sie kaum gekannt hat. Masliefs Mutter gibt offen zu, daß sie die Oma, ihre Mutter, nicht besonders gern hatte. Maslief und Opa freunden sich an: „Wenn Maslief nicht da wäre, dann wäre ich gerade so gern tot." Opa fährt zurück in sein leeres Haus, und die Enkelin begleitet ihn, damit es ihm nicht so schwer wird. Nach und nach erfährt Maslief, was Oma für eine Frau war: eine schöne, selbstbewußte, bildungshungrige „Dame" die lieber Bücher las als den Haushalt führte; die dann von heut' auf morgen sich anpasste und zum Putzteufel wurde; die endlich in Altersstarre verfiel und den Opa mit ihren Reinlichkeitsansprüchen drangsalierte. Durch ihr unnachgiebiges Fragen hilft Maslief dem Großvater, von seiner merkwürdigen Ehe zu erzählen und sich von dem Schuldgefühl gegenüber seiner Frau zu befreien. Der Autor entwickelt seine Geschichte überzeugend aus dem Urbedürfnis des Kindes, von seinen Großeltern zu erfahren, wie es früher war. Das Besondere an der Geschichte liegt darin, daß ein Kind mit seinem bohrenden Nachfragen dem Leser Hintergründe für die gescheiterte Emanzipation der Großmutter enthüllt. Zugleich wird glaubhaft, dass die herzliche Direktheit des Kindes die seelische Verletzungen des Großvaters zu lindern vermag.
Personen
© Foto: Jaco Klamer
geboren 1921 in Moers, verstarb 2014 im Alter von 93 Jahren in Grevenbroich. Seit den 1970er Jahren übersetze er René Goscinnys & Jean-Jacques Sempés Der kleine Nick-Abenteuer aus dem Französischen, die somit auch im deutschsprachigen Raum zum Klassiker wurden. Neben seiner Übersetzertätigkeit war Hans-Georg Lenzen selbst Kinderbuchautor, Illustrator und Hochschuldozent für Grafik.