In dreihundert Jahren vielleicht
Tilman Röhrig (Text)
Jurybegründung
1641. In Deutschland tobt der Dreißigjährige Krieg. Die Bewohner des Dorfes Eggebusch leben in Angst und Schrecken vor der mordenden und plündernden Soldateska, die immer wieder über sie herfällt. Die Kinder und jungen Menschen kennen nichts anderes als diesen furchtbaren Zustand: Angst, Hunger, Not, Gewalt. Trotzdem haben die Menschen ihren Lebensmut nicht ganz verloren. Sie freuen sich noch über die Geburt eines Kindes, feiern ein Fest. Sie hoffen täglich aufs...
1641. In Deutschland tobt der Dreißigjährige Krieg. Die Bewohner des Dorfes Eggebusch leben in Angst und Schrecken vor der mordenden und plündernden Soldateska, die immer wieder über sie herfällt. Die Kinder und jungen Menschen kennen nichts anderes als diesen furchtbaren Zustand: Angst, Hunger, Not, Gewalt. Trotzdem haben die Menschen ihren Lebensmut nicht ganz verloren. Sie freuen sich noch über die Geburt eines Kindes, feiern ein Fest. Sie hoffen täglich aufs neue, den Frieden noch zu erleben. Selbst als das Dorf dem Erdboden gleichgemacht wird, gibt es Überlebende, die neu anfangen. In dichter, spannungsreicher Sprache zeichnet Tilman Röhrig weniger ein historisches Gemälde als vielmehr ein zeitloses Bild von den Schrecken eines jeden Krieges. Dabei erspart er dem Leser nichts. Rücksichtslos fügt er einprägsame Szenen des Tötens und Schändens aneinander. Erbarmunslos werden die Kleinen geschunden, wenn es um die Interessen der Mächtigen geht. Der Mensch ist des Menschen Wolf. Auch die grausamen Soldaten sind Opfer des Krieges und nur durch ihn so verroht. Der bitter ironische Titel "In dreihundert Jahren vielleicht" sagt dem Leser, dass wir mehr als dreihundert Jahre später, immer noch um den Frieden zittern und vor dem Krieg bangen müssen. Der Autor appelliert, historisch Vergangenes als gegenwärtig zu begreifen und für den Frieden zu arbeiten.
Personen
© Eckhard Waasmann