Jack
A. M. Homes (Text),
Hans-Georg Noack (Übersetzung)
Jurybegründung
Jacks Vater, sein „Superman", zieht eines Tages aus. Der elfjährige Jack erlebt den Streit und die Trennung der Eltern wie einen Alptraum und begreift nichts. Er bleibt bei der Mutter, die sich eine berufliche Karriere aufbaut und mit einem liberalen, verständnisvollen Freund zusammenlebt. Als Jack fünfzehn ist, wird er von seinem Vater mit einem Geständnis konfrontiert. Der Grund für die Trennung der Eltern war die Liebe des Vaters zu einem Mann, mit dem er...
Jacks Vater, sein „Superman", zieht eines Tages aus. Der elfjährige Jack erlebt den Streit und die Trennung der Eltern wie einen Alptraum und begreift nichts. Er bleibt bei der Mutter, die sich eine berufliche Karriere aufbaut und mit einem liberalen, verständnisvollen Freund zusammenlebt. Als Jack fünfzehn ist, wird er von seinem Vater mit einem Geständnis konfrontiert. Der Grund für die Trennung der Eltern war die Liebe des Vaters zu einem Mann, mit dem er jetzt zusammenlebt. Der Vater versucht, Jack klarzumachen, daß er nicht länger vor seinen wahren Bedürfnissen davonlaufen wollte. Jack ist schockiert und reagiert mit heftiger Abwehr. In der Bibliothek sucht er Informationen über Homosexualität. Ständig setzt er sich in seiner Phantasie mit der Frage auseinander, was Homosexualität konkret bedeutet. Er liebt seinen Vater und hasst ihn zugleich. Die Mutter und ihr Freund versuchen, Jack in diesem Konflikt so gut es geht zu unterstützen. Verletztheit und auch Zweifel an ihrer eigenen Rolle als Ehefrau werden dabei bei der Mutter deutlich. Nach einiger Zeit akzeptiert Jack die beharrlichen Kontaktversuche des Vaters. Er macht Jack mit seinen homosexuellen Freunden bekannt und versucht, Jacks Vertrauen zurückzugewinnen. Jack gibt sich Mühe, die Realität zu akzeptieren. Doch als durch eine Indiskretion seines Freundes Max die Mitschüler von der Homosexualität des Vaters erfahren, beginnt für Jack ein Spießrutenlauf durch Vorurteile und Diffamierungen. Inwieweit können ihm Erwachsene als Orientierung dienen? Welche Bedeutung hat die Familie nach dieser Erfahrung? Als auch noch die scheinbar intakte "normale" Familie seines Freundes Max zerbricht, begreift Jack, daß er sich von seinen Kinderträumen verabschieden muss. Die Beziehung zu seiner Freundin Maggie, die mit ihrem homosexuellen Vater zusammenlebt, hilft ihm dabei. An seinem sechzehnten Geburtstag wird Jack klar, dass er sich zwar weiterhin mit seinem Vater und dessen Homosexualität auseinandersetzen wird, dass aber letztlich nur zählt, was er selber ist und welchen Weg er in seinem Leben gehen will. Der Roman wird erzählt aus der Perspektive des Jugendlichen, in der Tradition der amerikanischen „Adolescent Novel". Typisch ist die direkte Sprache mit ihren emotionalen Übertreibungen auf der einen und cooler Distanz auf der anderen Seite. Sensibel und witzig, voller Tempo, beschreibt und kommentiert der Held seine Probleme mit dem Erwachsenwerden. Aktuelle Idole der amerikanischen Jugendkultur geistern durch Jacks Phantasie, beflügeln seine Wunschträume, aber sie verstellen ihm nicht den Weg zu seiner Individualität. Die Homosexualität (des Vaters) - ein Tabuthema der Jugendliteratur - wird literarisch gelungen entmystifiziert.
Personen
© Wolf-Dietrich Weissbach
1926-2005 war ein deutscher Kinder- und Jugendbuchautor, Übersetzer und Verleger. Sein erstes Buch erschien 1955. Ab 1960 war er freier Schriftsteller und Verleger. Er trat auch als Übersetzer hervor und machte so viele angloamerikanische und französische Autoren in Deutschland bekannt. Noacks Bücher greifen ernsthafte Konflikte wie Rassismus oder Arbeitslosigkeit auf. Sein Ziel war es, die Jugendlichen in politischen und zeitgeschichtlichen Themen aufzuklären und ihnen zu helfen, ihre Probleme zu bewältigen. Der von ihm ins Deutsche übertragene Roman Die Welle von Morton Rhue ist inzwischen ein Jugendbuchklassiker.