Königin des Sprungturms
Martina Wildner (Text)
Beltz & Gelberg
ISBN: 978-3-407-82027-3
12,95 € (D)
Originalsprache: Deutsch
Preisträger 2014, Kategorie: Kinderbuch
Ab 11 Jahren
Jurybegründung
„Ja, Karla war etwas Besonderes. Aber jetzt keine Angst! Sie ist nicht tot, auch wenn das vielleicht so geklungen hat. Karla lebt, wahrscheinlich ist sie putzmunter. Wir haben uns nur aus den Augen verloren.“ (S. 10)
In diesem Roman wird in der Rückschau die Geschichte einer abgeschlossenen Mädchenfreundschaft erzählt. Die Freundschaft als gescheitert zu bezeichnen, wäre nicht richtig, denn beide Mädchen profitieren auch von...
der Trennung. Nüchtern und präzise berichtet die Ich-Erzählerin von ihrer Faszination durch die schweigsame Karla und der gemeinsamen Leidenschaft für das Turmspringen, von Verbundenheit und Konkurrenz, von ihrem Wunsch, die Freundin zu verstehen und dem Verlust der gemeinsamen Basis, der sich als Folge der Aufdeckung ihres Geheimnisses zwangsläufig einstellt. So bewirken ihre rastlosen Versuche, mehr Nähe und Vertrautheit herzustellen, letzten Endes das Gegenteil – sie bringen Karla an einen Punkt, an dem sie nicht mehr in der Lage ist, zu verbergen, was sie quält, und darum ihre bisherigen Schutzhandlungen einstellen kann. Diese bildeten aber den Kitt in der Beziehung zur Ich-Erzählerin.
Der lakonische Erzählton und die zurückhaltende, weithin szenische Erzählweise lassen den Rezipienten viel Raum zur eigenständigen Konstruktion der Figurenpsychologie – die Spannung gründet auf dem Rätsel um die Figur Karla. Diese Form des psychologisch-realistischen Erzählens ist in der Kinder- und Jugendliteratur wenig verbreitet, der Roman hat also ein hohes Innovationspotenzial.
Das Milieu des Leistungssports und die offenbar postsozialistische Plattenbauwelt, in der die beiden Mädchen zuhause sind, bilden einen stimmig und atmosphärisch dicht wirkenden Rahmen des Romans – sie werden aber nicht zum Thema ausgewalzt.
Eine virtuos konstruierte Erzählung an der Grenze zwischen Kinder- und Adoleszenzroman.
„Ja, Karla war etwas Besonderes. Aber jetzt keine Angst! Sie ist nicht tot, auch wenn das vielleicht so geklungen hat. Karla lebt, wahrscheinlich ist sie putzmunter. Wir haben uns nur aus den Augen verloren.“ (S. 10)
In diesem Roman wird in der Rückschau die Geschichte einer abgeschlossenen Mädchenfreundschaft erzählt. Die Freundschaft als gescheitert zu bezeichnen, wäre nicht richtig, denn beide Mädchen profitieren auch von der Trennung. Nüchtern und präzise berichtet die Ich-Erzählerin von ihrer Faszination durch die schweigsame Karla und der gemeinsamen Leidenschaft für das Turmspringen, von Verbundenheit und Konkurrenz, von ihrem Wunsch, die Freundin zu verstehen und dem Verlust der gemeinsamen Basis, der sich als Folge der Aufdeckung ihres Geheimnisses zwangsläufig einstellt. So bewirken ihre rastlosen Versuche, mehr Nähe und Vertrautheit herzustellen, letzten Endes das Gegenteil – sie bringen Karla an einen Punkt, an dem sie nicht mehr in der Lage ist, zu verbergen, was sie quält, und darum ihre bisherigen Schutzhandlungen einstellen kann. Diese bildeten aber den Kitt in der Beziehung zur Ich-Erzählerin.
Der lakonische Erzählton und die zurückhaltende, weithin szenische Erzählweise lassen den Rezipienten viel Raum zur eigenständigen Konstruktion der Figurenpsychologie – die Spannung gründet auf dem Rätsel um die Figur Karla. Diese Form des psychologisch-realistischen Erzählens ist in der Kinder- und Jugendliteratur wenig verbreitet, der Roman hat also ein hohes Innovationspotenzial.
Das Milieu des Leistungssports und die offenbar postsozialistische Plattenbauwelt, in der die beiden Mädchen zuhause sind, bilden einen stimmig und atmosphärisch dicht wirkenden Rahmen des Romans – sie werden aber nicht zum Thema ausgewalzt.
Eine virtuos konstruierte Erzählung an der Grenze zwischen Kinder- und Adoleszenzroman.
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Personen
© Foto: Beltz & Gelberg
Text
Jahrgang 1968, studierte Islamwissenschaften und später Grafikdesign in Nürnberg. Als Autorin und Malerin lebt Wildner mit ihrer Familie in Berlin.