Lady Punk
Dagmar Chidolue (Text)
Jurybegründung
Terry Burger ist 15 Jahre alt und von den Menschen ihrer Umgebung enttäuscht. Für die Mutter, die mit wechselnden Freunden zusammenlebt, ist sie eine Belastung. Die Großmutter versucht zwar, sie zu verstehen, ist aber zu schwach, um ihr helfen zu können. Statt Zuneigung und Verständnis erhält sie Geld und Geschenke. Da sie noch zu jung ist, um sich diesem Milieu zu entziehen, distanziert und rächt sie sich durch verrückte Kleidung und auffälliges,...
Terry Burger ist 15 Jahre alt und von den Menschen ihrer Umgebung enttäuscht. Für die Mutter, die mit wechselnden Freunden zusammenlebt, ist sie eine Belastung. Die Großmutter versucht zwar, sie zu verstehen, ist aber zu schwach, um ihr helfen zu können. Statt Zuneigung und Verständnis erhält sie Geld und Geschenke. Da sie noch zu jung ist, um sich diesem Milieu zu entziehen, distanziert und rächt sie sich durch verrückte Kleidung und auffälliges, provokatives Benehmen. Die Versuche, in ihren Liebesbeziehungen menschliche Nähe und Wärme zu erfahren, scheitern an der Diskrepanz zwischen ihrem forschen Auftreten und ihrem unsicheren, verletzlichen inneren Zustand. Sie schreibt an ihren Vater, der in den USA lebt und an den sie sich als liebevollen Mann erinnert. Doch er hat eine neue Familie und kein Interesse daran, sie zu sich zu nehmen. So begreift sie, dass sie allein auf sich angewiesen ist und muss versuchen, sich selbst und ihre Situation zu akzeptieren. In grotesker Übertreibung spiegelt diese Erzählung die Lebensbedingungen eines Mädchens, dessen Eltern keine Vorbild- und Sorgefunktion einnehmen wollen und können. Die Verzweiflung der Hauptfigur bricht sich in einer sehr exponierten Sprache, gleichzeitig werden durch die Verwendung von Stilelemeenten der Groteske die typisch altersgemäßen Schwankungen zwischen Lust und Frust transparent. Ganz aus der Sicht der Heldin und ohne zu moralisieren, entwickelt die Autorin die Lebenssituation einer heutigen Jugendlichen, in der sich junge Leser wiedererkennen können. Mit dieser Erzählung gelingt dem Mädchenbuch der Anschluß an moderne Literatur für junge Erwachsene. Lebenshilfe wird hier nicht in Form von Rezepten für eine Integration in unsere gesellschaftlichen Verhältnisse gegeben, sondern die Anpassung, die Terry verweigert, bringt die Möglichkeit ein, eigene Wege zu finden.
Personen
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