Lise, Atomphysikerin
Die Lebensgeschichte der Lise Meitner
Charlotte Kerner (Text)
Jurybegründung
Lise Meitner ist eine Persönlichkeit, in deren Lebensgeschichte sich historische Ereignisse mit Problemen verbinden, die uns noch heute bedrängen. In ihrem Lebensweg erkennt man nicht nur exemplarisch das Unrecht der Judenverfolgung, die Katastrophe der militärischen Verwendung der Kernenergie, die Benachteiligung und die Einsamkeit einer großen Wissenschaftlerin als Frau. Charlotte Kerner vermittelt durch geschickte Verbindung von Erzählung und Quellenmaterial ein lebendiges...
Lise Meitner ist eine Persönlichkeit, in deren Lebensgeschichte sich historische Ereignisse mit Problemen verbinden, die uns noch heute bedrängen. In ihrem Lebensweg erkennt man nicht nur exemplarisch das Unrecht der Judenverfolgung, die Katastrophe der militärischen Verwendung der Kernenergie, die Benachteiligung und die Einsamkeit einer großen Wissenschaftlerin als Frau. Charlotte Kerner vermittelt durch geschickte Verbindung von Erzählung und Quellenmaterial ein lebendiges Portrait dieser außergewöhnlichen Frau. Lise Meitner stammt aus einer österreichischen großbürgerlichen jüdischen Familie. Die Eltern legen ihrem naturwissenschaftlichen Studium keine Hindernisse in den Weg. Nach ersten Forschungsarbeiten in Wien geht sie nach Berlin. Sie arbeitet bei Max Plank, und bald darauf beginnt ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Chemiker Otto Hahn, die nach gut drei Jahrzehnten zur Entdeckung der Kernspaltung führt. Dies geschieht 1938 - aber kurz vorher muss Lise Meitner das berühmte Kaiser-Wilhelm-Institut verlassen, ihr Forschungslabor, ihren Arbeitplatz. Es gibt auch unter den Wissenschaftlern genügend Nazis, die ihr das Leben schwer gemacht haben, schon 1933 wurde ihr die Lehrbefugnis entzogen, aber sie will es bis zum letzten Augenblick nicht sehen, daß ihr Verbleiben in Deutschland lebensgefählich geworden ist. Sie flieht nach Stockholm. Lise Meitner ist Mitentdeckerin der Kernspaltung, wesentliche Experimente und Berechnungen hat sie noch in Berlin geleistet, und sie liefert die Deutung für die überraschenden Versuchsergebnisse, die Hahn ihr nach Stockholm berichtet. Dennoch gilt sie bis heute als „Hahns Mitarbeiterin", wenn ihr Name überhaupt genannt wird. Otto Hahn erhält 1945 allein den Chemie-Nobelpreis. Nach der Katastrophe von Hiroschima und Nagasaki setzt sich Lise Meitner für die friedliche Nutzung der Kernenergie ein. Vor allem in Amerika wird sie nach Kriegsende gefeiert.
Personen
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