Systematisch versehrte Kindheiten und grausame Praktiken der Auslese Heranwachsender sind in der derzeit auf dem Markt befindlichen dystopischen Literatur keine Seltenheit. Im Gegensatz zu der Mehrzahl dieser Titel zielt der Roman von Yves Grevet nicht auf eine emotionale Überrumpelung der Leserinnen und Leser. Durch die nüchtern-emotionslose Sprache bietet er vielmehr Distanzierungsmöglichkeiten an. Weil der Text auf wohlfeile Identifikationsangebote verzichtet, erscheint die...
erzählte Welt umso befremdlicher. Die durchwegs männlichen Zöglinge einer totalitären Erziehungsanstalt werden ihrer Individualität beraubt und künstlich dumm gehalten. Es liegt also in der Logik der Erzählung, dass die Sprache nicht nur nüchtern und emotionslos ist, sondern mit ihrem eingeschränkten Wortschatz und den einfachen, parataktischen Satzstrukturen auch ein wenig unbeholfen wirkt. Die Geschichte gleicht einer logischen Versuchsanordnung, die Konstruktion ist wichtiger als das Ausmalen grausamer Details und das Faszinosum liegt weniger in der Handlung als in dem Kosmos, den der Roman entwirft. Das Haus ist der erste Teil einer Trilogie, die im Original in einem einzigen Band erschienen ist.
Systematisch versehrte Kindheiten und grausame Praktiken der Auslese Heranwachsender sind in der derzeit auf dem Markt befindlichen dystopischen Literatur keine Seltenheit. Im Gegensatz zu der Mehrzahl dieser Titel zielt der Roman von Yves Grevet nicht auf eine emotionale Überrumpelung der Leserinnen und Leser. Durch die nüchtern-emotionslose Sprache bietet er vielmehr Distanzierungsmöglichkeiten an. Weil der Text auf wohlfeile Identifikationsangebote verzichtet, erscheint die erzählte Welt umso befremdlicher. Die durchwegs männlichen Zöglinge einer totalitären Erziehungsanstalt werden ihrer Individualität beraubt und künstlich dumm gehalten. Es liegt also in der Logik der Erzählung, dass die Sprache nicht nur nüchtern und emotionslos ist, sondern mit ihrem eingeschränkten Wortschatz und den einfachen, parataktischen Satzstrukturen auch ein wenig unbeholfen wirkt. Die Geschichte gleicht einer logischen Versuchsanordnung, die Konstruktion ist wichtiger als das Ausmalen grausamer Details und das Faszinosum liegt weniger in der Handlung als in dem Kosmos, den der Roman entwirft. Das Haus ist der erste Teil einer Trilogie, die im Original in einem einzigen Band erschienen ist.