Rennschwein Rudi Rüssel
Ein Kinderroman mit Bildern
Uwe Timm (Text),
Gunnar Matysiak (Illustration)
Jurybegründung
Ausgerechnet Zuppi, die Jüngste, muß bei der Tombola der Freiwilligen Feuerwehr von Hörstel ein Ferkel gewinnen. Obwohl sich die Familie neben drei Kindern kein Schwein in der Parterre-Wohnung leisten kann, setzt Zuppi konsequent ihren Willen, das Ferkel zu behalten, durch. Von nun an liegt ein Großteil der Verantwortung für Rudi Rüssel, dem Schwein, auf den Schultern des Vaters, der als arbeitsloser Archäologe die meiste Zeit zu Hause verbringt. Rudi Rüssel...
Ausgerechnet Zuppi, die Jüngste, muß bei der Tombola der Freiwilligen Feuerwehr von Hörstel ein Ferkel gewinnen. Obwohl sich die Familie neben drei Kindern kein Schwein in der Parterre-Wohnung leisten kann, setzt Zuppi konsequent ihren Willen, das Ferkel zu behalten, durch. Von nun an liegt ein Großteil der Verantwortung für Rudi Rüssel, dem Schwein, auf den Schultern des Vaters, der als arbeitsloser Archäologe die meiste Zeit zu Hause verbringt. Rudi Rüssel dankt es ihm, indem er bei einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd auf die ägyptischen Hieroglyphen trampelt, die der Vater zwecks Erforschung auf dem Fußboden des geheiligten Arbeitszimmers ausgebreitet hat. So turbulent, wie die Geschichte beginnt, folgen im weiteren die absurdesten Szenen: Durch Rudi Rüssel, der zum Maskottchen eines Fußballvereins ernannt wird, findet die Familie eine neue Wohnung im Vereinshaus des HEBC. Der Vater erhält einen Job als Platzwart. Leider entwickelt Rudi Rüssel eine Aversion gegen Schiedsrichter und nach einem Angriff auf den schiedsrichterlichen Popo endet jäh diese künstlerische Laufbahn Rudi Rüssels. Doch bald findet Rudi Rüssel seine wahre Berufung als Rennschwein. Eine steile Karriere beginnt. Die Geschehnisse um Rudi Rüssel werden mit trockenem Humor, realistisch-genauen Beobachtungen und mit einer Situationskomik präsentiert, die stets überrascht und sich doch aus dem Handlungsablauf völlig logisch ergibt. Uwe Timm erfindet nicht nur souverän die lustigsten Situationen, die sich zwanglos zu einer Familiengeschichte verbinden, er erzählt diese Geschichte auch ohne falsche Harmonisierungen: Da ist der Vater, dessen zahlreiche Bewerbungsversuche an seiner außergewöhnlichen Spezialisierung auf Ägyptologie scheitern. Da ist die Mutter, Lehrerin, Hausfrau und Hauptverdienerin der Familie. Sie hat Ärger in der Schule und soll auch noch zu Hause ausgleichend auf die Empfindlichkeiten des Vaters einwirken. Nicht zuletzt erfährt man quasi nebenbei - weil die Familie Rudi Rüssel auf einem Bauerhof unterzubringen versucht - Einzelheiten über die moderne technisierte Landwirtschaft und Tierproduktion. Kinder werden in eine für die Gegenwart typische Familiensituation hineingeführt, ohne daß die bestehenden Schwierigkeiten im Zusammenleben übermäßig problematisiert werden. Durch den Kunstgriff, den ältesten Jungen unter den drei Kindern erzählen zu lassen, bietet der Autor Erlebnis- und Erfahrungsperspektive, die kindliche Leserinnen und Leser unmittelbar anspricht.