Sanne
Willem Capteyn (Text),
Jutta Knust (Übersetzung),
Theodor A. Knust (Übersetzung)
Jurybegründung
In einer fesselnden Geschichte erzählt das Buch vom Friedensengagement Jugendlicher. Schauplatz sind die Niederlande zu Beginn der 80er Jahre. Die Diskussion um die geplante Aufstellung von Atomraketen beschäftigt die Öffentlichkeit, aber die große Resonanz der Friedensbewegung scheint schon vorbei, Resignation breitet sich aus. Vor diesem Hintergrund entwickelt Willem Capteyn die Geschichte der 17-jährigen Sanne. Mit ihrer Mutter zieht sie nach der Scheidung der Eltern nach...
In einer fesselnden Geschichte erzählt das Buch vom Friedensengagement Jugendlicher. Schauplatz sind die Niederlande zu Beginn der 80er Jahre. Die Diskussion um die geplante Aufstellung von Atomraketen beschäftigt die Öffentlichkeit, aber die große Resonanz der Friedensbewegung scheint schon vorbei, Resignation breitet sich aus. Vor diesem Hintergrund entwickelt Willem Capteyn die Geschichte der 17-jährigen Sanne. Mit ihrer Mutter zieht sie nach der Scheidung der Eltern nach Amsterdam. Von ihrem Zimmerfenster aus kann sie über den Hausdächern den Turm der Westerkirche sehen. Und hier entdeckt sie schon am ersten Morgen ein riesiges Transparent, das von einem jungen Mann hoch oben aufgespannt wird. Auf dem Tuch ist eine große schwarze Bombe zu sehen, in der Mitte die Aufschrift „Nein!". Sanne lernt den jungen Mann kennen. Er fasziniert Sanne, gerade weil er abweisend, spröde und schwierig ist: ein Einzelgänger, Fanatiker, der vor allem gegen den aufsteigenden Fatalismus in sich selbst zu kämpfen hat. Welche Aktionen mögen noch spektakulär genug sein, die Menschen aus der Lethargie wachzurütteln? Sanne verliebt sich in Chiel und wird Teilnehmerin an allen seinen Aktionen - bis ihr die Grenze zwischen Gewaltlosigkeit und Gewalt, Selbstverantwortung und Solidarität bewusst wird. Welche Mittel vertragen sich mit dem Kampf für den Frieden, welche moralischen Regeln sind für sie selbst unverzichtbar? Auf beeindruckende Weise gelingt es in dieser Geschichte, die Orientierungsprobleme heutiger Jugendlicher nachzuzeichnen: zu einem Zeitpunkt, wo sie sich ihrer Handlungsmöglichkeiten und Entscheidungen noch wenig sicher sind, wird ihnen die historische Hypothek deutlich, die ihnen mit der atomaren Hochrüstung von der Elterngeneration aufgebürdet wird. Wie kann unter diesen Bedingungen Erwachsen-Werden aussehen? Bleibt eine Möglichkeit zwischen resignierter Anpassung und wütender Verweigerung? Capteyn stellt den Jugendlichen in seiner Geschichte Erwachsenenfiguren gegenüber, mit denen eine Auseinandersetzung sich lohnt. Sannes Mutter ist Parlamentsabgeordnete der Partei, die die Raketenaufstellung befürwortet. Der Verteidigungsminister ist ihr Freund. Auf diese Weise gelingt es der Erzählung, Einblick zu geben in politische Handlungsabläufe und die Wirkungsmechanismen der Medien.