Cover: Tschick 9783871347108

Tschick


Rowohlt Berlin Verlag
ISBN: 978-3-87134-710-8
16,95 € (D)
Originalsprache: Deutsch
Preisträger 2011, Kategorie: Jugendbuch
Ab 13 Jahren
Preisträger Jugendbuch

Jurybegründung

Es gibt sie tatsächlich: die sprichwörtliche Walachei. Dorthin unterwegs: zwei Jungs, beide aus verschiedenen Gründen Außenseiter, beide 14 Jahre alt. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow: Ein russischer Migrant, klug, aber schweigsam im Unterricht, erscheint schon mal alkoholisiert in der Schule. Maik Klingenberg, kein Spitzname: Vater nahezu bankrotter Geschäftsmann mit Geliebter, Mutter zwischen Entzugsklinik und Tennisplatz lebend. Und hoffnungslos verliebt in Tatjana Cosic, die „super“...
aussieht und ein Meter 65 groß ist, wie Maik durch die Schuluntersuchung weiß.
 
Tschick und Maik schnappen sich eines Abends einen alten Lada und fahren los. Mit Tempo und Witz begleitet der Autor seine Figuren auf ihrer Reise durch die deutsche Provinz, ohne auch nur eine Sekunde aus den Augen zu verlieren, dass Tschick und Maik tatsächlich erst 14 sind. Seine scharfe Beobachtungsgabe, seine geistreichen Schilderungen von Menschen, Szenen und Begegnungen sowie sein Faible für skurrile Situationen übergibt Herrndorf dem Ich-Erzähler Maik, der im Rückblick von diesem Abenteuer berichtet.
 
Bei der erneuten Lektüre der Lieblingsbücher seiner Kindheit fielen Herrndorf deren Erfolgs-kriterien auf: Die Erwachsenen werden möglichst rasch aus der Geschichte verbannt, jugendliche Helden brechen zu einer großen Reise auf und die geht raus aufs Wasser. Das schien ihm, so Herrndorf während einer Lesung, „ein gutes Konzept für ein Jugendbuch zu sein“. Und auch wenn das Wasser den Straßen Ostdeutschlands weichen musste und die Dampfer zu einem Lada wurden, ist das Konzept aufgegangen: Tom Sawyer alias Maik und Huckleberry Finn alias Tschick gehen auf große Fahrt. Sie sind aber eben erst 14 und das stellt sie immer wieder, wie beispielsweise vor einer Autobahnfahrt, vor die Frage: Wie kann man erwachsen wirken, falls ein vorbeirauschender Fahrer ins Wageninnere blickt? Ein Hitlerbärtchen? Das sollte, so denken die beiden, in Ostdeutschland kein Problem darstellen. Solche Formen bittersüßer Ironie beherrscht der Autor auf virtuose Weise.
 
Ebenso großartig wie Maik und Tschick sind die anderen Figuren dieses Roadmovies mit starken Charakteren ausgestattet. Man sieht sie wie im Kino lebendig vor sich, wie überhaupt der ganze Roman sehr filmisch erzählt ist: Horst Fricke, „der beste Schütze seiner Einheit“, Isa, das schmutzige Mädchen, das so gut singen kann, die Sprachtherapeutin, die wie der Teufel Auto fährt, um Tschick ins Krankenhaus zu bringen und sogar noch der vom nächtlichen Anruf Maiks aus dem Krankenhaus geweckte Mann, der nach kurzer Zeit versteht, welche Finte sich Maik für die Krankenschwester ersonnen hat, damit die nicht seine Eltern anruft. Von all diesen Begegnungen nehmen Maik und Tschick etwas mit. Ihr Erfahrungskoffer ist prall gefüllt, als ihre Reise jäh endet.
 
Tschick ist ein Abenteuer- und auch ein Bildungsroman, mit dem Herrndorf die Modernisierung seiner Kindheitslektüren perfekt gelungen ist. Das feine Gespür des Autors für jugendrelevante Themen, komische Dialoge, der jugendlich-authentische Erzählton und der bis zum filmreifen Finale konsequent durchgehaltene Spannungsbogen machen den Roman herausragend.

 

Es gibt sie tatsächlich: die sprichwörtliche Walachei. Dorthin unterwegs: zwei Jungs, beide aus verschiedenen Gründen Außenseiter, beide 14 Jahre alt. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow: Ein russischer Migrant, klug, aber schweigsam im Unterricht, erscheint schon mal alkoholisiert in der Schule. Maik Klingenberg, kein Spitzname: Vater nahezu bankrotter Geschäftsmann mit Geliebter, Mutter zwischen Entzugsklinik und Tennisplatz lebend. Und hoffnungslos verliebt in Tatjana Cosic, die „super“ aussieht und ein Meter 65 groß ist, wie Maik durch die Schuluntersuchung weiß.
 
Tschick und Maik schnappen sich eines Abends einen alten Lada und fahren los. Mit Tempo und Witz begleitet der Autor seine Figuren auf ihrer Reise durch die deutsche Provinz, ohne auch nur eine Sekunde aus den Augen zu verlieren, dass Tschick und Maik tatsächlich erst 14 sind. Seine scharfe Beobachtungsgabe, seine geistreichen Schilderungen von Menschen, Szenen und Begegnungen sowie sein Faible für skurrile Situationen übergibt Herrndorf dem Ich-Erzähler Maik, der im Rückblick von diesem Abenteuer berichtet.
 
Bei der erneuten Lektüre der Lieblingsbücher seiner Kindheit fielen Herrndorf deren Erfolgs-kriterien auf: Die Erwachsenen werden möglichst rasch aus der Geschichte verbannt, jugendliche Helden brechen zu einer großen Reise auf und die geht raus aufs Wasser. Das schien ihm, so Herrndorf während einer Lesung, „ein gutes Konzept für ein Jugendbuch zu sein“. Und auch wenn das Wasser den Straßen Ostdeutschlands weichen musste und die Dampfer zu einem Lada wurden, ist das Konzept aufgegangen: Tom Sawyer alias Maik und Huckleberry Finn alias Tschick gehen auf große Fahrt. Sie sind aber eben erst 14 und das stellt sie immer wieder, wie beispielsweise vor einer Autobahnfahrt, vor die Frage: Wie kann man erwachsen wirken, falls ein vorbeirauschender Fahrer ins Wageninnere blickt? Ein Hitlerbärtchen? Das sollte, so denken die beiden, in Ostdeutschland kein Problem darstellen. Solche Formen bittersüßer Ironie beherrscht der Autor auf virtuose Weise.
 
Ebenso großartig wie Maik und Tschick sind die anderen Figuren dieses Roadmovies mit starken Charakteren ausgestattet. Man sieht sie wie im Kino lebendig vor sich, wie überhaupt der ganze Roman sehr filmisch erzählt ist: Horst Fricke, „der beste Schütze seiner Einheit“, Isa, das schmutzige Mädchen, das so gut singen kann, die Sprachtherapeutin, die wie der Teufel Auto fährt, um Tschick ins Krankenhaus zu bringen und sogar noch der vom nächtlichen Anruf Maiks aus dem Krankenhaus geweckte Mann, der nach kurzer Zeit versteht, welche Finte sich Maik für die Krankenschwester ersonnen hat, damit die nicht seine Eltern anruft. Von all diesen Begegnungen nehmen Maik und Tschick etwas mit. Ihr Erfahrungskoffer ist prall gefüllt, als ihre Reise jäh endet.
 
Tschick ist ein Abenteuer- und auch ein Bildungsroman, mit dem Herrndorf die Modernisierung seiner Kindheitslektüren perfekt gelungen ist. Das feine Gespür des Autors für jugendrelevante Themen, komische Dialoge, der jugendlich-authentische Erzählton und der bis zum filmreifen Finale konsequent durchgehaltene Spannungsbogen machen den Roman herausragend.

 

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Personen

Text

1965 in Hamburg geboren, hat Malerei studiert und u.a. für die Titanic gezeichnet. 2002 erschien sein Debütroman In Plüschgewittern. Im Jahr 2008 wurde er für Diesseits des Van-Allen-Gürtels mit dem Deutschen Erzählerpreis ausgezeichnet. Wolfgang Herrndorf ist 2013 verstorben.

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