Cover: Wie ein unsichtbares Band 9783596854899

Wie ein unsichtbares Band

Inés Garland (Text),
Ilse Layer (Übersetzung)


Fischer KJB
ISBN: 978-3-596-85489-9
14,99 € (D)
Originalsprache: Spanisch
Preisträger 2014, Kategorie: Jugendbuch
Ab 14 Jahren

Jurybegründung

 „Ich sah sie schon von weitem, sie saß auf einem Ast, die Beine im Wasser, als hätte sie schon immer dort gesessen. Zu ihren Füßen lag noch ein Mädchen, das genauso aussah wie sie, nur aus Wasser, und beide grinsten, wie die Katze in Alice im Wunderland. Als ich näher kam, zerfloss das Mädchen aus Wasser, und das andere, das auf dem Ast saß, sprang herunter.“

(S. 10; „La vi de lejos, sentada en una rama, con los oies en...

el agua, como si hubiera ahí desde siempre. De sus pies brotaba otra chica idéntica, de agua, y las dos sonreían como el gato en Alicia en el Pais de las Maravillas. Cuando me acerqué, la chica de agua se rompió y la que estaba sobre la rama bajóde un salto.”)

Der Roman handelt im Argentinien der 1970er-Jahre. Eine erwachsene Ich-Erzählerin lässt die Ereignisse ihrer Kindheit und frühen Jugend wieder lebendig werden: Die behütete Tochter einer wohlhabenden Familie aus Buenos Aires findet in dem ländlichen Wochenend- und Feriendomizil der Eltern ihr persönliches Paradies, das sie an der Seite der beiden Nachbarskinder durchstreift. Als die drei ungleichen Freunde älter werden, geht ihre Verbundenheit verloren. Die große Gefahr, die ihren Freunden droht, erkennt die Erzählerin nicht, denn sie lebt wie unter einer Glasglocke, die sie von den sozialen und politischen Realitäten abschirmt. In dieses Leben bricht der Terror des Militärregimes – dem ihre beiden Freunde schließlich zum Opfer fallen – wie eine Naturkatastrophe hinein.

Der Roman wird weithin aus der Sicht des erlebenden Ichs erzählt, mit einem elegischen Unterton und knapp dosierten Reflexionen der erwachsenen Erzählerin. Besonders im ersten Teil besticht die fast intime Nähe zu den dargestellten Landschaften, Figuren und Ereignissen – die Erzählerin nimmt sich Zeit, um den Eindrücken ihrer Kindheit sprachlich nachzuspüren. Der so entstehende fließende Rhythmus wie auch die sinnliche Qualität ihrer Schilderungen werden in der Übersetzung sehr gut wiedergegeben. Die Landschaft am Río de la Plata bestimmt nicht nur das Kolorit der erzählten Welt, sie prägt auch die Sprache dieses Romans und bildet metaphorisch die Perspektive des erinnernden Ichs ab – die erinnerten Bilder sind unscharf wie Wasserspiegelungen und ihre Folge mäandernd wie der Lauf des Flusses.

Im zweiten, die politischen Entwicklungen thematisierenden Teil des Romans wird der Erzählton etwas distanzierter, während das Geschehen unaufhaltsam auf seinen katastrophalen Ausgang zusteuert. Auch wenn die Stimme der erwachsenen Erzählerin etwas mehr zu vernehmen ist als im ersten Teil, bleibt die Perspektive des verzweifelt um seine Liebe kämpfenden, angesichts der Übermacht von Unrecht und Gewalt zutiefst verstörten jungen Mädchens bestimmend.

Durch diese Erzählweise gewinnt der Text ein hohes Maß an Spannung und Eindringlichkeit.

 „Ich sah sie schon von weitem, sie saß auf einem Ast, die Beine im Wasser, als hätte sie schon immer dort gesessen. Zu ihren Füßen lag noch ein Mädchen, das genauso aussah wie sie, nur aus Wasser, und beide grinsten, wie die Katze in Alice im Wunderland. Als ich näher kam, zerfloss das Mädchen aus Wasser, und das andere, das auf dem Ast saß, sprang herunter.“

(S. 10; „La vi de lejos, sentada en una rama, con los oies en el agua, como si hubiera ahí desde siempre. De sus pies brotaba otra chica idéntica, de agua, y las dos sonreían como el gato en Alicia en el Pais de las Maravillas. Cuando me acerqué, la chica de agua se rompió y la que estaba sobre la rama bajóde un salto.”)

Der Roman handelt im Argentinien der 1970er-Jahre. Eine erwachsene Ich-Erzählerin lässt die Ereignisse ihrer Kindheit und frühen Jugend wieder lebendig werden: Die behütete Tochter einer wohlhabenden Familie aus Buenos Aires findet in dem ländlichen Wochenend- und Feriendomizil der Eltern ihr persönliches Paradies, das sie an der Seite der beiden Nachbarskinder durchstreift. Als die drei ungleichen Freunde älter werden, geht ihre Verbundenheit verloren. Die große Gefahr, die ihren Freunden droht, erkennt die Erzählerin nicht, denn sie lebt wie unter einer Glasglocke, die sie von den sozialen und politischen Realitäten abschirmt. In dieses Leben bricht der Terror des Militärregimes – dem ihre beiden Freunde schließlich zum Opfer fallen – wie eine Naturkatastrophe hinein.

Der Roman wird weithin aus der Sicht des erlebenden Ichs erzählt, mit einem elegischen Unterton und knapp dosierten Reflexionen der erwachsenen Erzählerin. Besonders im ersten Teil besticht die fast intime Nähe zu den dargestellten Landschaften, Figuren und Ereignissen – die Erzählerin nimmt sich Zeit, um den Eindrücken ihrer Kindheit sprachlich nachzuspüren. Der so entstehende fließende Rhythmus wie auch die sinnliche Qualität ihrer Schilderungen werden in der Übersetzung sehr gut wiedergegeben. Die Landschaft am Río de la Plata bestimmt nicht nur das Kolorit der erzählten Welt, sie prägt auch die Sprache dieses Romans und bildet metaphorisch die Perspektive des erinnernden Ichs ab – die erinnerten Bilder sind unscharf wie Wasserspiegelungen und ihre Folge mäandernd wie der Lauf des Flusses.

Im zweiten, die politischen Entwicklungen thematisierenden Teil des Romans wird der Erzählton etwas distanzierter, während das Geschehen unaufhaltsam auf seinen katastrophalen Ausgang zusteuert. Auch wenn die Stimme der erwachsenen Erzählerin etwas mehr zu vernehmen ist als im ersten Teil, bleibt die Perspektive des verzweifelt um seine Liebe kämpfenden, angesichts der Übermacht von Unrecht und Gewalt zutiefst verstörten jungen Mädchens bestimmend.

Durch diese Erzählweise gewinnt der Text ein hohes Maß an Spannung und Eindringlichkeit.

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Personen

Text

arbeitet als Journalistin, Übersetzerin, Autorin von Büchern und Drehbüchern und leitet Schreibwerkstätten. Viele Jahre schlummerten ihre Texte in der Schublade, bis sie sich entschloss, sie einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren.

Übersetzung
arbeitete nach ihrem Studium zunächst im Kulturbereich und in einem Verlag, bevor sie sich 1991 als Literaturübersetzerin für Spanisch und Englisch selbständig machte. Sie lebt in Berlin. 2014 wurde sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
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