Binette Schroeder
1939 in Hamburg geboren, studierte Gebrauchsgrafik an einer Privatschule in München und an der Schule für Design in Basel/Schweiz. Von 1968 bis 1971 lebte sie als selbständige Grafikerin, Porträtfotografin und Illustratorin in Berlin und seit 1971 in München. Für ihr Werk wurde Binette Schroeder bereits vielfach ausgezeichnet. Am 5. Juli 2022 verstarb sie im Alter von 82 Jahren in Gräfelfing.
Jurybegründung
Mit Binette Schroeder würdigt die Jury eine Künstlerin, deren illustratives Schaffen in den letzten dreißig Jahren von konstant hoher künstlerischer Qualität und einer Fülle von innovativen Ideen geprägt ist. In enger Verbindung zu ihrem freien künstlerischen Werk hat Binette Schroeder phantastische Geschichten, Märchen und Lyrik illustriert, fremde wie eigene Texte in Bildern interpretiert.
Immer hat Binette Schroeder Bücher als Gesamtkomposition verstanden, Einbandart, Vorsatzpapiere und Schrift gebrauch phantasievoll und sorgfältig bedacht.
Auch die Kinder als Zielgruppe bedenkt sie, doch nie paßt sie sich den scheinbar objektiven Gegebenheiten kindlicher Sehweisen an. Kompromißlos orientieren sich ihre Bilder am künstlerischen Anspruch. Ihre Bilderwelt ist verständlich und geheimnisvoll, vertraut und seltsam fremd und verlangt, sorgsam entdeckt zu werden.
Binette Schroeder kennt das weite Feld der Kunst. Sie sucht auf den Spuren medialer Bildsprache ebenso wie auf den vertrauten Wegen der alten Meister. Zitate aus der Kunstgeschichte werden gebrochen, Impulse neuerer Kunstformen zu Zeichen eines unverkennbaren Stils verändert.
Experimentierend gestaltet Binette Schroeder ihre Bilder, nutzt produktive Zufälle des Materials überlegt aus, verfeinert sorgfältig jedes Detail, interpretiert Bildgegenstände in Kenntnis ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung. Ihre künstlerischen Techniken, präzise Miniaturen, zarte Vignetten, großformatige, dynamisch komponierte Doppelseiten beweisen ihr sensibles Gespür für dem Text angemessene Lösungen.
Ihre Bilder sind Bühnenräume mit bewußt gewählten und arrangierten Kulissen aus Architektur und Natur, die in eine traumhafte Atmosphäre entführen. Bedacht nuancierte Farben, das magische Spiel von Licht und Schatten vervollkommnen diese Theaterwelt, in der Figuren agieren, die von innen heraus ihre poetische Kraft entwickeln. Die Leichtigkeit ihrer Darstellung sublimiert die intellektuelle Anstrengung, feine Ironie verhindert falsche Töne. So schafft Binette Schroeder eine eigene künstliche Welt, eine Folie für sinnliche Empfindungen und ein Angebot für Reflektionen.
Binette Schroeder — eine Künstlerin der perfekten Inszenierung, eine Reisende zwischen den Welten.
Binette Schroeder wurde 1939 in Hamburg geboren. Sie studierte zunächst in München und später in Basel Grafik-Design mit den Schwerpunkten Typografie, Fotografie und Lithografie. von 1968-1971 arbeitete Binette Schroeder als Grafikerin und Portraitfotografin in Berlin. In dieser Zeit erschien auch ihr erstes Bilderbuch. Seit 1971 ist sie mit Peter Nickl verheiratet. Das Ehepaar lebt heute in der Nähe von München und gemeinsam haben sie mehrere Bücher veröffentlicht.
Bereits das erste Bilderbuch von Binette Schroeder Lupinchen, erschienen 1969, erhielt internationale Auszeichnungen, den Prix Loisir in Paris, den Goldenen Apfel der Biennale der Illustrationen in Bratislava, eine Silbermedaille auf der Buchmesse in Leipzig und es stand auf der Auswahlliste des Deutschen Jugendbuchpreises. Die Bücher von Binette Schroeder wurden in 19 Sprachen übersetzt und erschienen in 22 Ländern. Eine Reihe von ihnen wurde mit weiteren nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Ihr künstlerisches Werk stellte Binette Schroeder im Rahmen von Einzelausstellungen in Deutschland, Frankreich, Italien, Namibia und mehrmals auch in Japan vor.
Als Illustratorin eigener und fremder Texte, insbesondere aber von Märchen, Gedichten, phantastischen Geschichten ist Binette Schroeder ebenso wie mit ihren freien Arbeiten eine weltweit anerkannte Künstlerin.
Sonderpreisjury 1997
Dr. Dietrich Grünewald
Elisabeth Hohmeister
Gisela Stottele
Bücher
Bibliografie
Lupinchen, Nord-Süd Verlag, Zürich 1969
Honan und Traktor Max, Nord-Süd Verlag, Zürich 1971
Die wunderbaren Reisen und Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, (mit Peter Nickl), Nord-Süd Verlag Zürich 1977
Die Schattennähmaschine, Thienemann, Stuttgart 1982
Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich, Nord-Süd Verlag, Zürich 1989
Die Vollmondlegende, (Text: Michael Ende), Edition Weitbrecht, Stuttgart 1993
Engel und anderes Geflügel 4, Ein Adventskalender zum Malen, Basteln und Schnippeln, Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek 1997
Laura, Nord-Süd Verlag, Zürich 1999
Werkkatalog: The Art of Binette Schroeder, Neugebauer, Zürich 1995