Cover: Aufstand der Tiere oder Die neuen Stadtmusikanten 9783794131037

Aufstand der Tiere oder Die neuen Stadtmusikanten

Jörg Steiner (Text),
Jörg Müller (Illustration)


Sauerländer Verlag
ISBN: 978-379413103-7
0,00 € (D)
Originalsprache: Deutsch
Preisträger 1990, Kategorie: Bilderbuch
Preisträger Bilderbuch

Jurybegründung

Eule, Pinguin, Krokodil und Panda beschließen, ihr Leben zu ändern. Weil sie es satt haben, sich weiterhin in der Werbung für Uhu-Sonnenbrillen, Sportpullover, Kühlschränke und den Umweltschutz verschleißen zu lassen, brechen sie auf - um Stadtmusikanten zu werden. Die Eule schlägt vor, statt nach Bremen nach Disneyland zu gehen. Die Träume von Werbetieren haben eben eine andere Topographie und auch eine andere Gestalt als die Glücksvorstellungen der...

biederen Grimmschen Haustiere. So möchte die Eule eine berühmte Konzertpianistin, das Krokodil ein Rockstar werden. Der Panda sieht sich als Folksänger und der Pinguin will als Tangospieler anheuern. Klischeehafte Träume, medienförmige Selbstbilder, enteignete Phantasien? So wie sich die Protagonisten im Vergleich zum alten Märchen verändern, so verändern sich auch die Umgebungen und Stationen ihrer Emigration: Der Weg führt durch einen nächtlichen Großstadtdschungel, von Leuchtreklamen grell und kalt erhellt. Hier in den Straßen sind die Tierakteure - gezeichnete Cartoon-Figuren - ebenso verloren und fremd, wie sie zugleich vervielfacht als Werbespots an Betonwänden, als Autoaufkleber oder als Markenzeichen an der Kleidung der Passanten wiederkehren. Statt des Grimmschen Räuberhauses entdecken die Vier in der Millionenstadt am Ende der „Bremer Straße" schließlich einen Betonpalast mit besonders vielen Lichtern. Sie erklettern die Fassade, und wie ihre Vorfahren brechen sie durchs Fenster ein - um statt der Räuberversammlung Fernsehleute vorzufinden, denen es bald gelingt, die Tiere zur Verfilmung ihrer Geschichte zu überreden. Nur der Panda mag seinen Traum vom freien Folksänger nicht aufgeben. Er zieht mit der Gitarre von dannen - seinen Part in der Fernsehshow übernimmt der rosarote Panther. Steiner und Müller präsentieren ihre Märchenparodie als eine Fernsehversion, ihre Bilder im Rahmen des Bildschirms. Mit raffinierten Mitteln der Illusionsdurchbrechung, der Anspielung, der spannungsreichen Spiegelung von Bildinformation und Textinformation fordert dieses Bilderbuch den Betrachter auf, seine Position nicht nur zur Geschichte, sondern auch zu den Bedingungen ihres Erzählt-Werdens zu bestimmen. Allerdings möchte man dem Buch Leser und Betrachter wünschen, die das originale Märchen kennen, denn dann erst erschließt sich seine parodistische Brisanz.

Eule, Pinguin, Krokodil und Panda beschließen, ihr Leben zu ändern. Weil sie es satt haben, sich weiterhin in der Werbung für Uhu-Sonnenbrillen, Sportpullover, Kühlschränke und den Umweltschutz verschleißen zu lassen, brechen sie auf - um Stadtmusikanten zu werden. Die Eule schlägt vor, statt nach Bremen nach Disneyland zu gehen. Die Träume von Werbetieren haben eben eine andere Topographie und auch eine andere Gestalt als die Glücksvorstellungen der biederen Grimmschen Haustiere. So möchte die Eule eine berühmte Konzertpianistin, das Krokodil ein Rockstar werden. Der Panda sieht sich als Folksänger und der Pinguin will als Tangospieler anheuern. Klischeehafte Träume, medienförmige Selbstbilder, enteignete Phantasien? So wie sich die Protagonisten im Vergleich zum alten Märchen verändern, so verändern sich auch die Umgebungen und Stationen ihrer Emigration: Der Weg führt durch einen nächtlichen Großstadtdschungel, von Leuchtreklamen grell und kalt erhellt. Hier in den Straßen sind die Tierakteure - gezeichnete Cartoon-Figuren - ebenso verloren und fremd, wie sie zugleich vervielfacht als Werbespots an Betonwänden, als Autoaufkleber oder als Markenzeichen an der Kleidung der Passanten wiederkehren. Statt des Grimmschen Räuberhauses entdecken die Vier in der Millionenstadt am Ende der „Bremer Straße" schließlich einen Betonpalast mit besonders vielen Lichtern. Sie erklettern die Fassade, und wie ihre Vorfahren brechen sie durchs Fenster ein - um statt der Räuberversammlung Fernsehleute vorzufinden, denen es bald gelingt, die Tiere zur Verfilmung ihrer Geschichte zu überreden. Nur der Panda mag seinen Traum vom freien Folksänger nicht aufgeben. Er zieht mit der Gitarre von dannen - seinen Part in der Fernsehshow übernimmt der rosarote Panther. Steiner und Müller präsentieren ihre Märchenparodie als eine Fernsehversion, ihre Bilder im Rahmen des Bildschirms. Mit raffinierten Mitteln der Illusionsdurchbrechung, der Anspielung, der spannungsreichen Spiegelung von Bildinformation und Textinformation fordert dieses Bilderbuch den Betrachter auf, seine Position nicht nur zur Geschichte, sondern auch zu den Bedingungen ihres Erzählt-Werdens zu bestimmen. Allerdings möchte man dem Buch Leser und Betrachter wünschen, die das originale Märchen kennen, denn dann erst erschließt sich seine parodistische Brisanz.

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geboren 1942 in Lausanne, wurde als Bilderbuchkünstler vielfach ausgezeichnet. Im Jahr 1994 erhielt er für sein Gesamtwerk die Hans-Christian-Andersen-Medaille.
 
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