Frerk, du Zwerg!
Finn-Ole Heinrich (Text),
Rán Flygenring (Illustration)
Jurybegründung
Wenn die Leser Frerk kennenlernen, wird gewiss niemand mit ihm tauschen wollen: Mit seinem braven Scheitel, den Wollhosen mit Bügelfalten – in Frerks Sprache „Krumpfelfumpel“ –, und dem spießigen Hemd unter dem Pullover, „immer aus feinster Wolle“, sieht er eher wie ein Sachbearbeiter als ein Schulkind aus – zum Entzücken der Mutter ein Ebenbild seines Vaters, nur ohne Brille. Besonders groß ist er auch nicht, und so lädt sein Name zu...
Auch zu Hause hat er es nicht leicht. Seine neurotische Mutter erlaubt keinen Fernseher, keine Freunde im Haus, keine Ausflüge und überhaupt nichts, was Spaß macht. Ehe man das Haus betritt, muss man durch eine „Quarantäne-Zone“. Die Mutter reagiert „allergisch“ auf alles, was Frerk sich wünscht: Schokolade statt der matschig-winzigen Obststückchen im Morgenmüsli oder auf die Verwendung von Wörtern wie „pesen“, „Riechkolben“ oder „Bambule“. Sogar die Sprache Frerks wird von der Mutter zensiert. Und der Vater? Schweigsam. Jeden Abend, wenn er sich auf Frerks Bettkante setzt, hat dieser das Gefühl, dass der Vater vielleicht doch einmal einen Satz an seinen Sohn richten würde. Vergeblich.
Einen Hund, sein Traum, wird er von den Eltern niemals bekommen! Immerhin findet er dieses merkwürdige Ei. Was sich dann seinen Weg durch die Eierschale bahnt, ist pure Subversion und ein Ausbund an Insubordination. Die skurrilen Zwerge mit ihrem allzeit fröhlichen Ausruf „Brät! Brät!“ verändern Frerks Leben gewaltig. Natürlich gefällt ihm, dem Sprachliebhaber, die Zwergensprache außerordentlich gut und er gibt sich den schönsten Zukunftsplänen mit diesem wilden Gespann hin. Tatsächliche helfen die Zwerge Frerk dabei, seine innere Stärke und Gelassenheit auch nach Außen hin zu entfalten. Frecher, fröhlicher und selbstbewusster geht Frerk aus der Begegnung mit den ungestümen Miniwesen hervor – sichtbar in seiner „Wildeköterfrisur“ und an der kurzen Hose, an der Kapuzenjacke und den Turnschuhen.
Ein wahrhaft „flumpes“ Buch ist dem Künstlerteam hier gelungen. Diese anarchische Phantasiegeschichte könnte nicht kinderbuchhafter sein: schwungvoll, mit Humor, Mutterwitz und Nachdenkstoff. Der sprachgewandte, fabulierlustige und semantisch kreative Text Heinrichs ruft beim Vorlesen wahre Lachstürme bei Kindern hervor und animiert sie zu eigenen Sammlungen schöner Wörter und Sprachverdrehungen. Der Erzähltext, typographische Elemente und die Illustrationen bilden eine durchdachte und layouttechnisch sehr gekonnte Einheit. Die frech-versponnenen Krakelbilder Flygenrings zeichnen die gemeinen Kinder hässlich, die abgebildeten Hundephantasien Frerks sind von wildem Leben durchdrungen und von den Zwergen ist jeder ein Unikat. Frerk, du Zwerg! ist Quatsch in seinem allerbesten Sinne und ein Plädoyer für Anarchie, für Mut und Selbstbewusstsein.
Wenn die Leser Frerk kennenlernen, wird gewiss niemand mit ihm tauschen wollen: Mit seinem braven Scheitel, den Wollhosen mit Bügelfalten – in Frerks Sprache „Krumpfelfumpel“ –, und dem spießigen Hemd unter dem Pullover, „immer aus feinster Wolle“, sieht er eher wie ein Sachbearbeiter als ein Schulkind aus – zum Entzücken der Mutter ein Ebenbild seines Vaters, nur ohne Brille. Besonders groß ist er auch nicht, und so lädt sein Name zu dem unwürdigen Reim geradezu ein: „Frerk, du Zwerg!“ Diesen Spruch muss sich der Junge jeden Tag in der Schule anhören, wenn nicht sogar noch Schlimmeres mit Frerk geschieht, wie an Tagen, an denen Andi Kolumpeck ihn auf dem Kieker hat. Und beim Völkerball wird er stets in das Mädchenteam gewählt. Nicht gerade schmeichelhaft.
Auch zu Hause hat er es nicht leicht. Seine neurotische Mutter erlaubt keinen Fernseher, keine Freunde im Haus, keine Ausflüge und überhaupt nichts, was Spaß macht. Ehe man das Haus betritt, muss man durch eine „Quarantäne-Zone“. Die Mutter reagiert „allergisch“ auf alles, was Frerk sich wünscht: Schokolade statt der matschig-winzigen Obststückchen im Morgenmüsli oder auf die Verwendung von Wörtern wie „pesen“, „Riechkolben“ oder „Bambule“. Sogar die Sprache Frerks wird von der Mutter zensiert. Und der Vater? Schweigsam. Jeden Abend, wenn er sich auf Frerks Bettkante setzt, hat dieser das Gefühl, dass der Vater vielleicht doch einmal einen Satz an seinen Sohn richten würde. Vergeblich.
Einen Hund, sein Traum, wird er von den Eltern niemals bekommen! Immerhin findet er dieses merkwürdige Ei. Was sich dann seinen Weg durch die Eierschale bahnt, ist pure Subversion und ein Ausbund an Insubordination. Die skurrilen Zwerge mit ihrem allzeit fröhlichen Ausruf „Brät! Brät!“ verändern Frerks Leben gewaltig. Natürlich gefällt ihm, dem Sprachliebhaber, die Zwergensprache außerordentlich gut und er gibt sich den schönsten Zukunftsplänen mit diesem wilden Gespann hin. Tatsächliche helfen die Zwerge Frerk dabei, seine innere Stärke und Gelassenheit auch nach Außen hin zu entfalten. Frecher, fröhlicher und selbstbewusster geht Frerk aus der Begegnung mit den ungestümen Miniwesen hervor – sichtbar in seiner „Wildeköterfrisur“ und an der kurzen Hose, an der Kapuzenjacke und den Turnschuhen.
Ein wahrhaft „flumpes“ Buch ist dem Künstlerteam hier gelungen. Diese anarchische Phantasiegeschichte könnte nicht kinderbuchhafter sein: schwungvoll, mit Humor, Mutterwitz und Nachdenkstoff. Der sprachgewandte, fabulierlustige und semantisch kreative Text Heinrichs ruft beim Vorlesen wahre Lachstürme bei Kindern hervor und animiert sie zu eigenen Sammlungen schöner Wörter und Sprachverdrehungen. Der Erzähltext, typographische Elemente und die Illustrationen bilden eine durchdachte und layouttechnisch sehr gekonnte Einheit. Die frech-versponnenen Krakelbilder Flygenrings zeichnen die gemeinen Kinder hässlich, die abgebildeten Hundephantasien Frerks sind von wildem Leben durchdrungen und von den Zwergen ist jeder ein Unikat. Frerk, du Zwerg! ist Quatsch in seinem allerbesten Sinne und ein Plädoyer für Anarchie, für Mut und Selbstbewusstsein.
Personen
© Foto: Dylan Thompson/kamerakopf.de
1982 bei Hamburg geboren, machte Abitur in Cuxhaven, Zivildienst in Hamburg und studierte Bildende Kunst und Film in Hannover. Seit 2009 lebt und arbeitet er als freier Autor in Hamburg. 2012 gewann er mit Illustratorin Rán Flygenring für Frerk, du Zwerg den Deutschen Jugendliteraturpreis.
© Sebastian Ziegler
wurde 1987 in Norwegen geboren und ist in Island aufgewachsen. Sie hat in Reykjavik/Island, Oslo/Norwegen und Berlin studiert und ist Absolventin der Iceland Academy of the Arts. Sie lebt in Reykjavik/Island und arbeitet als freischaffende Illustratorin. 2012 gewann sie mit Autor Finn-Ole Heinrich für Frerk, du Zwerg den Deutschen Jugendliteraturpreis.