Jan, mein Freund
Peter Pohl (Text),
Birgitta Kicherer (Übersetzung)
Jurybegründung
„Bis vor einer Stunde war ich ein Kind", heißt es in einem der inneren Monologe des Helden Krille am Ende des Romans. Und in der Tat ist das, was dem Sohn aus gutem Hause widerfährt, so ungeheuerlich, daß es ihn brutal aus seiner Kindheit stößt. Auch der Leser ist tief verstört nach der Lektüre dieser atemberaubend spannenden Geschichte, dem wirklichen Geschehen gegenüber fast ebenso ahnungslos wie Krille. Es geht um den zierlichen,...
„Bis vor einer Stunde war ich ein Kind", heißt es in einem der inneren Monologe des Helden Krille am Ende des Romans. Und in der Tat ist das, was dem Sohn aus gutem Hause widerfährt, so ungeheuerlich, daß es ihn brutal aus seiner Kindheit stößt. Auch der Leser ist tief verstört nach der Lektüre dieser atemberaubend spannenden Geschichte, dem wirklichen Geschehen gegenüber fast ebenso ahnungslos wie Krille. Es geht um den zierlichen, geheimnisumwitterten Jan, der eines Tages aus dem Nichts auftaucht und Krilles Bande durch seine tollkühnen, artistischen Fahrradkünste für sich gewinnt. Niemand weiß, wo er wohnt, wie er genau heißt und wohin er für Wochen verschwindet. Das Geheimnis um Jan fasziniert Krille, beunruhigt ihn aber auch. Als die Polizei auftaucht, wird das Verhör zu einer Selbstbefragung. Das Jahr mit Jan zieht an Krille vorüber, und es wird ihm klar, dass dies nicht nur eine Freundschaft unter Jungen war, sondern dass er Jan liebte, mit der ganzen Intensität seiner dreizehn Jahre. Das Ende der Kindheit in der Erlebniswelt dieses Dreizehnjährigen, die Suche nach der eigenen Identität und die Verwirrung der Gefühle während der Pubertät sind das eigentliche Thema des Romans, nicht die kriminalistische Handlung. Krilles sorglose, gesicherte Existenz wird durch den Einbruch einer verbrecherischen Welt, in der Kindesmißhandlung und schlimmste Ausbeutung zum Geschäft gehören, radikal verändert. Durch Krilles Ahnungslosigkeit und das Versagen der nur oberflächlich interessierten Eltern werden alle die schuldig, die von Jan fasziniert, aber nicht bereit waren, sich seinem Geheimnis zu stellen. Dass dieser Roman eines tragischen Kinderschicksals nicht düster und bedrückend wirkt, sondern witzig, turbulent und atemberaubend-spannend, liegt an seiner erzählerischen Perfektion und ungewöhnlichen Sprache. Birgitta Kicherer hat den Text kongenial aus dem Schwedischen ins Deutsche übertragen.
Personen
© privat
geboren 1939 in Stockholm, wuchs in Schweden und Deutschland auf. Nach einem Grafikstudium arbeitete sie zunächst als Buchillustratorin bevor das Übersetzen von Literatur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu ihrem Hauptberuf wurde. Sie übersetzt vorwiegend aus dem Schwedischen, ebenso jedoch auch aus dem Norwegischen, Dänischen und Englischen. Zahlreiche ihrer Übersetzungen wurden mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, 1999 erhielt sie zudem den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr übersetzerisches Gesamtwerk.