Birgitta Kicherer
geboren 1939 in Stockholm, wuchs in Schweden und Deutschland auf. Nach einem Grafikstudium arbeitete sie zunächst als Buchillustratorin bevor das Übersetzen von Literatur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu ihrem Hauptberuf wurde. Sie übersetzt vorwiegend aus dem Schwedischen, ebenso jedoch auch aus dem Norwegischen, Dänischen und Englischen. Zahlreiche ihrer Übersetzungen wurden mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, 1999 erhielt sie zudem den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr übersetzerisches Gesamtwerk.
Jurybegründung
Der Sonderpreis wird an Birgitta Kicherer für ihre herausragenden kinderliterarischen Übersetzungen verliehen. Seit Mitte der 60er Jahre hat Birgitta Kicherer ca.180 Kinder- und Jugendbücher vorwiegend aus dem Schwedischen übersetzt. Ihren Namen verbindet man vor allem mit Inger Edelfeldt, Peter Pohl und Ulf Stark, doch auch Tove Jansson, Gunnel Linde und Irmelin Sandman Lilius wurden von ihr ins Deutsche übersetzt.
Birgitta Kicherer ist es dabei gelungen, die Werke dieser Autorinnen und Autoren in einer Übersetzung vorzulegen, die der literarischen Qualität der Originale ebenbürtig ist.
Die Vielfalt und Differenziertheit der modernen schwedischen Kinder- und Jugendliteratur gibt Kicherer in ihren Übersetzungen nuanciert wieder. Sie erfaßt in souveräner Weise das gesamte Spektrum von der einfachen und zugleich poetischen Sprache in den Bilderbüchern und Kinderromanen Ulf Starks („Meine Schwester ist ein Engel“, „Kannst du pfeifen, Johanna“), dem Sprachwitz in den Tagebuchromanen des Autorenteams Anders Jacobsson/Sören Olsson („Berts intime Katastrophen“), über den hintergründigen Humor in den Adoleszenzromanen Inger Edelfeldts („Briefe an die Königin der Nacht“) und Per Nilssons („So lonely“), bis hin zu der lyrischen Stimmung in den phantastischen Romanen Tove Janssons („Mumins lange Reise“) und der psychologischen Komplexität in Johanna Nilssons autobiographisch inspiriertem Jugendroman „...und raus bist du!“
Gerade bei Peter Pohls anspruchsvollen Jugendbüchern („Jan mein Freund“, „Der Regenbogen hat nur acht Farben“, „Während der Regenbogen verblaßt“), die sich durch einen eigenen Rhythmus und den Wechsel verschiedener sprachlicher Stile auszeichnen, hat sich Birgitta Kicherer als Meisterin erwiesen, hier hat sie sogar eine eigene Kunstsprache entwickelt, um die sprachliche Komplexität der Romane Peter Pohls im Deutschen angemessen zu erfassen.
Die Jury würdigt mit dem Sonderpreis an Birgitta Kicherer ein übersetzerisches Werk von höchster Qualität.
Sonderpreisjury 1999
Dr. Bettina Kümmerling-Meibauer
Dr. Emer O´Sullivan
Mirjam Pressler