
Nennen wir ihn Anna
Peter Pohl (Text),
Birgitta Kicherer (Übersetzung)

Jurybegründung
Der Autor führt den Leser zunächst in ein schwedisches Sommerlager der fünfziger Jahre. Anna ist der Name, den die Jungen auf Bude 3 dem Neuankömmling Anders Roos geben. Die Verweiblichung eines Jungennamen ist der Anfang einer Kette von Gewalttaten, die die „Kameraden“ Anna im Laufe des Ferienlagers zufügen. Das Geschehen wird aus Sicht des 18-jährigen Micke geschildert, der – selbst einmal malträtiertes Opfer – nun aber Sportleiter des Camps ist....
Der Autor führt den Leser zunächst in ein schwedisches Sommerlager der fünfziger Jahre. Anna ist der Name, den die Jungen auf Bude 3 dem Neuankömmling Anders Roos geben. Die Verweiblichung eines Jungennamen ist der Anfang einer Kette von Gewalttaten, die die „Kameraden“ Anna im Laufe des Ferienlagers zufügen. Das Geschehen wird aus Sicht des 18-jährigen Micke geschildert, der – selbst einmal malträtiertes Opfer – nun aber Sportleiter des Camps ist. Micke spricht mit Anna. Seine konstante „Du“-Anrede birgt den inneren Zwiespalt zwischen Anteilnahme und Distanz, verrät die eigene seelische Überforderung. Im zweiten Teil setzen sich die Brutalitäten gegen Anna in Schule und Elternhaus bis zum tragischen Schluss fort. In einer im Jugendbuch bisher unbekannten Radikalität mach Pohl deutlich, wie Gewalt gegen die Schwachen auch in vornehmlich humanen Gesellschaftssystemen entstehen kann.
Personen

© privat
geboren 1939 in Stockholm, wuchs in Schweden und Deutschland auf. Nach einem Grafikstudium arbeitete sie zunächst als Buchillustratorin bevor das Übersetzen von Literatur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu ihrem Hauptberuf wurde. Sie übersetzt vorwiegend aus dem Schwedischen, ebenso jedoch auch aus dem Norwegischen, Dänischen und Englischen. Zahlreiche ihrer Übersetzungen wurden mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, 1999 erhielt sie zudem den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr übersetzerisches Gesamtwerk.