Martina Wildner

Jahrgang 1968, studierte Islamwissenschaften und später Grafikdesign in Nürnberg. Als Autorin und Malerin lebt Wildner mit ihrer Familie in Berlin.
Jurybegründung
Nikolaus Heidelbach hat seit etwa 20 Jahren ein umfangreiches illustratorisches Oeuvre im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur geschaffen. Sein Werk umfasst sowohl Bilderbücher mit überwiegend eigenen Texten als auch Illustrationen zu Gedichten von Josef Guggenmos, zu Erzählungen von Franz Hohler oder zu Märchen der Brüder Grimm.
Gleich mit seinem ersten Bilderbuch Das Elefantentreffen (1982), das mit dem Oldenburger Jugendbuchpreis ausgezeichnet wurde, hat der Künstler eine Richtung eingeschlagen, der er in seinem gesamten weiteren Werk treu blieb. Wie kaum ein anderer hat er sich – vor allem in seinen eigenen Büchern – mit kindlichen Gefühlen, Wahrnehmungen und Erlebnissen auseinander gesetzt. Ihm gelingt es dabei, aus dem Blickwinkel des Erwachsenen Verhaltensweisen und Bedürfnisse von Kindern in Wort und Bild festzuhalten. Er geht mit scheinbar kindlicher Unbefangenheit und ohne jeglichen pädagogischen Impetus auch an Themen heran, die in der Kinder- und Jugendliteratur eher tabuisiert sind, wie etwa Sexualität, Tod, Eifersucht und Aggression. In allen Bilderbuchgeschichten ist großer Respekt gegenüber kindlicher Individualität und Autonomie spürbar. Immer stehen Menschen im Mittelpunkt seines Schaffens, die er mit psychologischem Einfühlungsvermögen und Verständnis für ihre Schwächen ins Bild setzt.
Nikolaus Heidelbach hat eine sehr eigenständige Bildsprache entwickelt, in der sich Einflüsse aus der Kunstgeschichte, etwa aus dem Surrealismus, den Werken von George Grosz oder Fernando Botero mit eigener Bildfindung verbinden. Seine technisch und handwerklich perfekten Arbeiten weisen eine starke malerische Qualität auf. Seine gedämpfte Farbigkeit entspricht dem inhaltlichen, auch von Schattenseiten geprägten Alltag der Kinder; surrealistische Bildelemente verweisen auf die phantastischen und traumhaft-traumatischen Wahrnehmungen seiner Figuren. Auffallend sind der Einfallsreichtum und makabre Humor, mit denen er in seinen Bildern die Texte erweitert und in eine andere Dimension überträgt. Schon ein einzelnes Bild kann bei ihm eine ganze Geschichte erzählen; gestalterisch spannt er den Bogen von diesen Einzelbildern zu szenischen Bilderfolgen bis hin zu subtil und komplex erzählten Bilderbüchern.
Unbeeinflusst von Trends und Vorlieben des Buchmarktes verkörpert Heidelbach eine konsequente künstlerische Position innerhalb der deutschen Kinder- und Jugendbuch-Illustration der letzten beiden Jahrzehnte.
Sonderpreisjury 2000
Dr. Maria Linsmann-Dege
Die Jury: Renate Raecke
Rosmarie Tschirky