Jutta Bauer
wurde 1955 in Hamburg geboren und studierte an der Hamburger Fachhochschule für Gestaltung, der heutigen Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, bei Professor Siegfried Oelke. Seitdem arbeitet sie sehr erfolgreich als Kinderbuchillustratorin, als Cartoonistin für Brigitte und andere Zeitschriften und als Trickfilmzeichnerin. Viele Wochen des Jahres verbringt sie auf Lese- und Workshop-Reisen, die sie in die ganze Welt führen. Im akademischen Jahr 2006/2007 lehrte Jutta Bauer Illustration an der Bauhaus-Universität in Weimar.
Jutta Bauer wurde für ihre Arbeiten vielfach ausgezeichnet. So erhielt sie beispielsweise 1998 den Troisdorfer Bilderbuchpreis und den von der Zeitung Die Zeit und Radio Bremen vergebenen Luchs des Jahres für ihr Buch Die Königin der Farben, das von der Stiftung Buchkunst außerdem zu den schönsten deutschen Büchern gewählt wurde. 2001 folgte der Deutsche Jugendliteraturpreis für Schreimutter und 2008 die Nominierung für den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis und den Hans Christian Andersen-Preis.
Jutta Bauer lebt in Hamburg.
Jurybegründung
Nachhaltig. Jutta Bauers Bilder, Cartoons und Illustrationen bleiben im Kopf, viele einzelne, aber auch die Bilderfolge einer Geschichte. Sie entlarven nicht, sie sind nicht hinterhältig, sie beschreiben, was eine Frau mit hervorragender Beobachtungsgabe aus der Wirklichkeit mitnimmt, wie sie es verarbeitet und dann pointiert und mit scheinbar leichtem Strich darbietet.
Reduziert. Jutta Bauer lässt in ihren Bildern alles weg, was nicht unbedingt zur Bildaussage gehört. Ein Querstrich in ihrem Buch Opas Engel, etwas Farbe, zwei Schatten bilden den Raum – und schon schwebt der Engel, dem man nicht nur seine Weiblichkeit ansieht, sondern auch seine Mühe, dem sorglosen Jungen, Vater und späteren Großvater über die Klippen des Lebens zu helfen. Jutta Bauer braucht keine Nebengeschichten im Hintergrund, ihr reichen wenige Details, um die Doppelbödigkeit von Situationen aufzuzeigen, den Unterschied zwischen Sein und Schein zu verdeutlichen.
Humorvoll und liebenswert. In sieben Jahren ist Jutta Bauer den Lesern der Zeitschrift Brigitte durch ihre Cartoons ein Begriff geworden: Szenen aus dem Frauenalltag, auf den Punkt gebracht und nur leicht übertrieben, humorvoll – aber nie auf Kosten anderer. Diesen Witz aus den 80er Jahren transportieren auch ihre Bilderbücher.
So wie Jutta Bauer mit ihren Protagonisten umgeht, so möchten wir alle wohl wahrgenommen werden – auch und gerade in unglücklichen Situationen oder mit unseren Fehlern. Sehr feinfühlig gibt sie den von Christine Nöstlinger oder Kirsten Boie erschaffenen Menschen Gestalt, bevor sie selbst die Geschichten für ihre Bilder erfindet.
Aus dem Leben gegriffen, aus ihrem Leben gegriffen. Jutta Bauer verbirgt sich nicht hinter ihren Bildern. Sie karikiert Selbsterlebtes, Alltag und „pralles Leben“ finden ihren Niederschlag. „Ideen“, so sagt sie, „sind so flüchtig.“ Vielleicht erscheinen ihre Bilder deshalb so skizzenhaft, fast wie hingekritzelt – und dennoch trifft sie mit der spontanen Linie die Situation. Viel von ihrem eigenen Leben, von ihren Erfahrungen und Experimenten findet man wieder. So mag ihr Sohn Jasper den Prototypen des Julian, genannt „Juli“ abgegeben haben, ihr Buch Schreimutter vielleicht eine späte Entschuldigung an eine frühere häusliche Szene sein.
Glatte Schönheit ist nicht ihre Sache. Die Königin der Farben ist ziemlich vollschlank, statt Krone stehen ihr wenige Haare in die Höhe, zwei kurze Arme und zwei kleine Brüste vervollständigen ihren ansonsten mit großem Gewand verdeckten Körper. Da kommt kein Verdacht von Eitelkeit auf. Jutta Bauers Bilder überzeugen – nicht nur, weil wir die Situationen kennen, wieder erkennen, sondern weil sie gar keinen Zweifel an der Übersetzung der Realität ins Bild aufkommen lässt!
Einer der wichtigen Gründe, Jutta Bauer mit dem Sonderpreis für ihr Lebenswerk als Illustratorin auszuzeichnen, ist: Die Arbeit Jutta Bauers ist aus der zeitgenössischen Bilderbuchwelt nicht wegzudenken. Vor ziemlich genau 30 Jahren veröffentlichte sie ihre ersten zwei Bücher (Der Zauberbäcker Balthasar, Text von Uwe Wandrey, VSA-Verlag 1981 * Gülan mit der roten Mütze, Text von Ilse Ibach, Ravensburger 1981), das vorerst letzte sind Illustrationen zu Gedichten und Texten von Heinz Erhard. Mehr als 70 Titel sind auf dem deutschen und internationalen Buchmarkt erschienen, die ihre Vielseitigkeit und ihren nicht versiegenden Einfallsreichtum belegen.
Die Breite ihrer Themen entspricht der Breite ihrer Leserschaft. Hier finden Kindergartenkinder ebenso wie die Großeltern ihre Lebenswelt wieder. Für die Elterngeneration, zu der Jutta Bauer gehört, thematisiert sie pointiert und augenzwinkernd weibliches Selbstbewusstsein und männliche Rückzugsgefechte. Erstaunlich, dass sie sich zurzeit mit der „Emma-Reihe“ den ganz Kleinen zuwendet.
Jutta Bauer erzählt mehr mit dem Bild, aber auch mit dem Text in großer Vielfalt: von der Läuterung einer zunächst herrschsüchtigen und wütenden „Königin“ zur Teamspielerin, von den Ausflügen in den Zen-Buddhismus in Janwillem van de Weterings kleiner Eule, von der zufriedenen Genügsamkeit des Schafes „Selma“, dessen Entstehungsgeschichte fast abenteuerlich[1] ist und deren großer, auch kommerzieller Erfolg nicht vorhersehbar war. Verdient war er allenthalben.
Die Liste der Übersetzungen ihrer Bücher ist lang: Portugiesisch, Koreanisch, Dänisch, Arabisch, Japanisch, Hebräisch, selbstverständlich Englisch, Italienisch, Niederländisch und so weiter.
Auch andere Medien haben sich ihrer Bücher angenommen: Die Königin der Farben ist vertont, verfilmt und für das Theater dramatisiert, Schreimutter und Opas Engel sind 2002 als Animationsfilme veröffentlicht worden.
Wir sprachen zu Beginn von der Nachhaltigkeit der Werke von Jutta Bauer. Sie ist es letztlich, die es der Jury leicht machte, Jutta Bauer mit diesem Preis auszeichnen zu dürfen.
Sonderpreisjury 2009
Ulrich H. Baselau
Dr. Barbara von Korff Schmising
Dr. Pauline Liesen
[1] Auf einem Druckbogen war ein wenig Platz, ein schmaler Streifen. Da ein Drucktermin feststand, fertigte Jutta Bauer in nur einer Nacht die Geschichte der Selma. Gedacht war sie als Jahres-Endgabe für Freunde, geworden ist es ihr kleinstes und kommerziell erfolgreichstes Buch.
Bücher
Bibliografie
Gottfried, das fliegende Schwein
Text von Waldrun Behncke
Illustrationen von Jutta Bauer
Beltz & Gelberg, Weinheim 1985
Der Hund kommt
Text von Christine Nöstlinger
Illustrationen von Jutta Bauer
Beltz & Gelberg, Weinheim 1987
Kein Tag für Juli
Juli, der Finder
Juli tut Gutes
Juli wird Erster
Juli und das Monster
Juli und die Liebe
Text von Kirsten Boie
Illustrationen von Jutta Bauer
Beltz & Gelberg, Weinheim 1991ff
Ein und alles
Text von Christine Nöstlinger
Illustrationen von Jutta Bauer
Beltz & Gelberg, Weinheim 1992
Die kleine Eule und der Weg ins Leben
Text von Janwillem van de Wetering
Illustrationen von Jutta Bauer
Hanser, München 1994
Schnigula, schnagula
Text von Christian Morgenstern
Illustrationen von Jutta Bauer
Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1996
Selma
Text und Illustrationen von Jutta Bauer
Lappan Verlag, Oldenburg 1997
Die Königin der Farben
Text und Illustrationen von Jutta Bauer
Beltz & Gelberg, Weinheim 1998
Ein Engel trägt meinen Hinkelstein
Text und Illustrationen von Jutta Bauer
Lappan Verlag, Oldenburg 1999
Schreimutter
Text und Illustrationen von Jutta Bauer
Beltz & Gelberg, Weinheim 2000
Opas Engel
Text und Illustrationen von Jutta Bauer
Carlsen Verlag, Hamburg 2001
Es war eine dunkle stürmische Nacht
Herausgegeben von Arnhild Kantelhardt
Illustrationen von Jutta Bauer
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2001
Ich sitze hier im Abendlicht...
Eine Briefesammlung
Herausgegeben und illustriert von Jutta Bauer
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2003
Liebespaa...küsst euch ma...
Illustrationen von Jutta Bauer
Carlsen Verlag, Hamburg 2005
Bona nox!
Text von Wolfgang Amadeus Mozart
Illustrationen von Jutta Bauer
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2005
Warum wir vor der Stadt wohnen
Text von Peter Stamm
Illustrationen von Jutta Bauer
Beltz & Gelberg, Weinheim 2005
Aller Anfang
Text von Franz Hohler und Jürg Schubiger
Illustrationen von Jutta Bauer
Beltz & Gelberg, Weinheim 2006
Rabea und Marili
Text von Annette Pehnt
Illustrationen von Jutta Bauer
Carlsen Verlag, Hamburg 2006
Einfach du
Text von Heinz Janisch
Illustrationen von Jutta Bauer
Sanssouci, München 2006
Ich ging durch die Hölle
Text und Illustrationen von Jutta Bauer
Carlsen Verlag, Hamburg 2007
Abends, wenn ich schlafen geh
Text und Illustrationen von Jutta Bauer
Carlsen Verlag, Hamburg 2008
Ein mittelschönes Leben
Text von Kirsten Boie
Illustrationen von Jutta Bauer
Hinz & Kunzt, Hamburg 2008
Ein Nasshorn und ein Trockenhorn
Text von Heinz Erhardt
Illustrationen von Jutta Bauer
Lappan Verlag, Oldenburg 2009
Emma wohnt
Emma lacht
Emma weint
Emma isst
Text und Illustrationen von Jutta Bauer
Carlsen Verlag, Hamburg 2009