Paul Maar
1937 in Schweinfurt geboren, lebt als Kinderbuch-, Drehbuch- und Theaterautor in Bamberg.
Jurybegründung
Seit bald 30 Jahren schreibt und zeichnet Paul Maar für Kinder und Jugendliche. Sein Werk ist historisch eng verbunden mit dem Innovationsschub, den die Kinder- und Jugendliteratur durch die Emanzipationsbewegung der späten sechziger und siebziger Jahre erfahren hat. Paul Maar hat diesen Modernisierungsprozeß nicht nur mitvollzogen, sondern ihn auch energisch vorangetrieben. Sein Werk umfaßt ein breites Spektrum von Gattungen und kinderliterarischen Genres: Erzählungen und Romane, Sprachspiele und Bildergeschichten, ein gewichtiges Sachbuch sowie Theaterstücke für Kinder. Realistische und phantastische Texte stehen gleichberechtigt nebeneinander. Bei aller Vielfalt der Töne, der literarischen Verfahrensweisen, der Erzählhaltungen und Stilmittel zeichnet sein Werk gleichwohl eine unverwechselbare eigene Sprache aus.
Ungewöhnlich, wenn nicht einmalig im Spektrum der deutschsprachigen Kinderliteratur ist Maars Phantastik. Orientiert an traditionellen literarischen Motiven und Handlungsmustern hat er eine eigene Symbolsprache phantastischer Irritationen des Alltags entwickelt. Ihre literarische Qualität und Originalität resultiert aus sorgfältiger Komposition, aus dem Zusammenspiel von scheinbar Selbstverständlichem und Überraschendem, aus Maars Interesse an der Thematisierung des Erzählvorgangs in der Erzählung selbst und nicht zuletzt aus der Mehrperspektivität, die erwachsenen (Mit-)Lesern zusätzliche und über die der Kinder hinausgehende Lesarten erlaubt. Seine bekannteste und beliebteste Figur, das komisch-phantastische Sams, ist wortgeboren – ein Geschöpf des Sprachspiels.
Dem spielerischen Duktus vieler seiner Texte entsprechend sind denn auch den Fünf- bis Zehnjährigen die meisten seiner Bücher gewidmet. Ihren Bedürfnissen kommt der dem mündlichen verpflichtete Stil, die Einfachheit der Wortwahl, Satzkonstruktionen und Textkomposition sowie vielfach eine pointierte Kürze entgegen. Maar kennt den kindlichen Alltag ebenso wie die kindlichen Wunsch- und Traumwelten. Mit Humor und Witz befriedigt er kindliche Lachlust.
Der Autor lässt in all dem Kinder und Jugendliche in ihrer Eigenart gelten und unterstützt ihr Bedürfnis nach Selbständigkeit und eigenen Lebensentwürfen. Er begleitet sie in seinen Büchern mit unaufdringlichem Rat für das richtige Wünschen, für die Bewältigung von Ängsten und das Bestehen der kleinen und großen Herausforderungen des Alltags, aber auch für das Durchstehen von Entwicklungskrisen, ohne die kein Kind erwachsen wird.
Paul Maar ist jedoch nicht nur ein vielseitiger Autor, er ist zugleich Zeichner und illustriert viele seiner Texte selbst. Mit leichter Hand wechselt er zwischen den Künsten, kombiniert Bild- und Schriftzeichen, kommentiert, ergänzt, interpretiert den Text durch das Bild – eine ideale Doppelbegabung für die heutige bildhungrige und bilderfahrene Kindergeneration. In ähnlicher Weise erweitert er die Präsentationsformen ins Hörspiel und Kindertheater hinein, kooperiert mit Theatergruppen, Kinderliedermachern und schließlich bei Lesungen auch mit den Kindern selbst – diese kooperative und produktive Leichtigkeit erinnert an den Zauber, mit dem das Sams eine Schulklasse unversehens in eine poetische Gesellschaft verwandelt und macht alles in allem das unverwechselbare Kennzeichen dieses Autors aus.
Sonderpreisjury 1996
Dr. Gerhard Haas
Dr. Gundel Mattenklott
Gabriela Wenke
Bücher
Bibliografie
[Auswahl]
Der tätowierte Hund, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1968, 1988, 1998
Der verhexte Knödeltopf, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1970, 1987, 1999
Onkel Florians Fliegender Flohmarkt, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1977
Eine Woche voller Samstage, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1973
Am Samstag kam das Sams zurück, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1980
Neue Punkte für das Sams, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1992
Ein Sams für Martin Taschenbier, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1996
Die Eisenbahnoma, III. Frantz Wittkamp, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1981, 1999
Anne will ein Zwilling werden, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1982
Lippels Traum, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1984
Robert und Trebor, III. Frantz Wittkamp, Friedrich Oetinger Verlag 1985, 1990, 2000
Die Opodeldoks, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1985
Konrad Kniffichs Knobelkoffer, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1987
Türme, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1987
Das kleine Känguru auf Abenteuer, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1989, 1999
Kartoffelkäferzeiten, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1990
Neue Kindertheaterstücke, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1993
Neben mir ist noch Platz, modus vivendi 1993
Lesezauber, Volk und Wissen, Berlin 1997
Weihnachten bei Familie Bär, III. Kestutis Kasparavicius, esslinger, Esslingen 1997
Frühling, Spiele, Herbst und Lieder, Mitautor: Knister, III. Gera Deneke, Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 1999
In einem tiefen, dunklen Wald, III. Verena Ballhaus, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 1999
Familie Bär auf großer Weihnachtsfahrt, III. Kestutis Kasparavicius, esslinger, Esslingen 1999