Rotraut Susanne Berner

Personenfoto: Rotraut Susanne Berner

wurde 1948 in Stuttgart geboren und studierte Grafik-Design an der Fachhochschule München. Seit 1977 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin und hat eine Vielzahl von Kinder- und Jugendbüchern bebildert. Sie veröffentlichte Illustrationen und Bucheinbände, Plakate, Illustrationen zu Werken der Weltliteratur, zu Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern. Für ihre Arbeiten wurde die renommierte Illustratorin bereits vielfach ausgezeichnet. So erhielt sie für die Bücher Das Sonntagskind von Gudrun Mebs (1984), Als die Welt noch jung war von Jürg Schubiger (1996) und Bloße Hände von Bart Moeyaert (1998) den Deutschen Jugendliteraturpreis und wurde für ihr Gesamtwerk bereits drei Mal für den Hans Christian Andersen-Preis nominiert. Sie ist Mitbegründerin des "Forum Illustratorum - Filu". Ihre Bilder waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen.

Jurybegründung

Rotraut Susanne Berner hat mit ihrem künstlerischen Werk neue Maßstäbe der Illustration und Gestaltung gesetzt und dabei eigene Vorstellungen verwirklicht. Sie hat in oftmals überraschender Form den Dingen, den Geschichten, den Gedichten eine eigene Prägung verliehen. Man könnte geradezu von einem Rotraut-Susanne-Berner-Stil sprechen, der Schule macht bzw. bereits gemacht hat. Zu illustrierende Texte behandelt sie partnerschaftlich: Wörter werden zu Bildern, Bilder zu Wörtern. In unterschiedlicher Form gelingt es ihr, über alle Grenzen hinweg, Phantasie mit realistischer Darstellung zu verbinden, sodass Weiterdenken, Weiterspielen und Dabeisein möglich werden. Dafür ist ihr zu danken.

Rotraut Susanne Berner ist eine Künstlerin, die hohe Ansprüche an ihre Arbeit stellt und niemals den bequemen Weg wählt. Die Leichtigkeit ihrer Bilder ist gewiss nicht leicht erworben. Mit ihren Einfällen hält sie die Welt in Bewegung; denn was sie zeichnet braucht sozusagen wie auf wunderbare Weise keine Schwerkraft. Ihr assoziativer Zeichenstil lässt Figuren tanzen, Häuser schweben, Fische fliegen. Mit schräg gestellten Flächen, perspektivisch verschobenen Räumen gelingt ihr eine originelle Bilderwelt, in der das Große klein und das Kleine groß sein darf. So entstehen beim Anschauen und Nachvollziehen ihrer Bilder Geschichten eigener Art.

Ihre Buchausstattungen - immerhin handelt es sich mittlerweile um ca. 150 Titel - sind auch in technischer Hinsicht, beeindruckend: Zarte Federzeichnungen, Pinselzeichnungen, kolorierte randbetonte Bildtafeln, Linolschnitte, Stempelbilder. Und eben auch die selten benutzte Technik der Flachdruckgrafik. (Hierbei wird direkt auf den Film gezeichnet, erst der Druck ergibt das Original.) Stets gilt dabei ihre Sorgfalt dem Buch als ganzes - Typografie, Satzspiegel, Gestaltung tragen deutlich ihre Handschrift.

Ihr Werk ist vielfältig. Man fragt sich, wie es ihr gelingt, vom einfachen Linearen, das mitunter auch naiv wirken kann, überzugehen in philosophisch anmutende Darstellungen, die geheimnisvoll bleiben, je länger man sie anschaut.

Langes Anschauen erfordert auch der große Bilderroman ihrer Wimmelbilder; darin ist Menschenleben in den vier Jahreszeiten abgebildet: Eine lesbare Ereignisfolge der einfachen und doch der besonderen wie heiteren Art. Hier fügen sich unzählige Kleinstszenen wie in einem fortlaufenden Film zum Großereignis. Schon in ihrem ersten eigenen Bilderbuch (Das Abenteuer) reiht sie Einzelszenen aneinander. Als Handlungsträger braucht sie dazu nur einen Ball, der immer weiter läuft und fliegt. Oder einen Hut (Der fliegende Hut) oder lustiges Verstecken (Wo ist Karlchen?). Dabei handeln Tierkinder (Katzenkind, Hasenkind) als Hauptpersonen. Alle diese einfachen bildnerischen Aktionen, meist von kleinen Texten begleitet, sind für kleine Kinder eine wunderbare Schule der Phantasie.

Anders die genauen, dabei magisch-bildnerischen Aufklärungen im Zahlenteufel (von Hans Magnus Enzensberger), wo der gestaltgewordene Zahlengeist an den aufklärenden Sprachgeist Küslübürtün in Franz Fühmanns großem Sprachbuch erinnert. Hier zeigt sich besonders die große Spannweite der Bernerschen Bilderwelt.

Rotraut Susanne Berner versucht sich in immer neuen Formen und Techniken. Ihre originalen Flachdruckgrafiken zu den von Jürgen Schöntges gesammelten Liedern, atmen heute noch, Jahre nach ihrer Entstehung, Spontaneität und Selbstvertrauen. Und, viele Jahre später, die Märchen der Brüder Grimm als Bildgeschichten mit Sprechblasen, diese gewagte Verkürzung - da ist zu sehen, wie Daumesdick, von der Kuh gefressen, in ihren Magen wandert: "Huch! Wo bin ich?"

Ferner die einfallsreichen Illustrationen zu den Hausbüchern des Gerstenberg Verlags (Dunkel war's, der Mond schien helle und Apfel, Nuss und Schneeballschlacht). Und wenn man über den Tellerrand der Kinderliteratur hinausschaut, findet man Rotraut Susanne Berner in vielerlei Gestalt: Illustrationen zu Einbänden aller Art, auch die kühnen Bilder in den von Armin Abmeier herausgegebenen Tollen Heften, darunter das von ihr selbst komponierte Heft mit Leib- und Magengedichten.

Sicher ist ihr auch mit der Nonsens-Anthologie Schmurgelstein so herzbetrunken (von Hans A. Halbey schön ins Spiel gebracht) eine unglaublich geschmurgelte Bilderwelt gelungen, herzbetrunken eben. Auch die Mondschein-Märchen und die Märchensammlung Blaue Prinzen vermitteln große Zauberwelt im Kleinen. Sie kann aber auch anders. Ihre Zeichnungen zu Charles Bukowski zum Beispiel. Oder eben auch ihre rätselhaften Farbtafeln zu dem wiederentdeckten Roman Die Zauberlaterne von Wolfheinrich von der Mülbe. Dann der Wechsel ins realistische Fach: die Porträtzeichnungen (mit Feder und zweiter Farbe) zur Geschichte der deutschen Literatur (von Manfred Mai), eigentlich ganz und gar nicht ihr Metier und dennoch erstaunlich nahebei. Auch auf diese Weise gelingt es ihr, das Typische herauszufinden.

Ein Höhepunkt ihrer Illustrationskunst sind ohne Zweifel ihre Bilder zu den Geschichten von Jürg Schubiger. Sie selbst erklärt: "Seine Texte sind gleichzeitig spröde und voller Gefühl, sie schlagen Haken, sind melancholisch und witzig zugleich, genau und voller Respekt, sie kennen keine Tabus und sind dennoch vorsichtig: das alles ist offenbar ein idealer Mal- und Zeichengrund für mich."

Ihre poetische Zuneigung gehört auch den Geschichten von Toon Tellegen; seinem skurril-verzückten Vater-Sohn-Buch Josefs Vater widmet sie eine zauberhafte, fliegende Bilderwelt. Diese und andere Texte sind also für sie die eigentliche Herausforderung, die sie immer wieder sucht. In den anspruchsvollen Schubiger-Bildern könnte man übrigens einen Hauch von ihrem Vorbild Jiri Salamoun vermuten. Und wenn schon von Vorbildern die Rede ist - auch an Walter Trier sei erinnert; Rotraut Susanne Berner wird es gern bestätigen.

Von Saul Steinberg gibt es den schönen Satz: "Man zeichnet nicht gut, wenn man lügt." Alle ihre Bilder sagen die Wahrheit.

Sonderpreisjury 2006
Hans-Joachim Gelberg
Prof. Dr. Maria Linsmann-Dege
Gisela Stottele

Auszeichnung des Jugendliteraturpreises

Bücher

Bibliografie

Lieferbare Titel:
 
Andersen, Hans Christian / Berner, Rotraut Susanne:
Des Kaisers neue Kleider und andere Märchen.
Insel 2005

Andersen, Vita / Berner, Rotraut Susanne:
Petruschkas Lackschuhe.
Nagel & Kimche 1992

Berner, Rotraut Susanne:
Gute Nacht, Karlchen!
Hanser 2001

Berner, Rotraut Susanne:
Guten Morgen, Karlchen!
Hanser 2001

Berner, Rotraut Susanne:
Wo ist Karlchen?
Hanser 2002

Berner, Rotraut Susanne:
Karlchen geht einkaufen.
Hanser 2003

Berner, Rotraut Susanne:
Karlchengeschichten.
Hanser 2003

Berner, Rotraut Susanne:
Karlchen vor, noch ein Tor!
Hanser 2006

Berner, Rotraut Susanne:
ABC, die Katze lief im Schnee.
Hanser 2005

Berner, Rotraut Susanne:
Ach nein! - Und wenn schon!
Hanser 2005

Berner, Rotraut Susanne:
Das Abenteuer.
Beltz & Gelberg 2004

Berner, Rotraut Susanne:
Das Päckchen.
Carlsen (Pixi) 1999

Berner, Rotraut Susanne (Hrsg.):
Apfel, Nuss und Schneeballschlacht.
Gerstenberg 2001

Berner, Rotraut Susanne:
Der fliegende Hut.
Hanser 2002

Berner, Rotraut Susanne:
Winter-, Frühlings-, Sommer-, Herbst-Wimmelbuch.
Gerstenberg 2003/4/5/5

Boyle, Tom Coraghessan / Berner, Rotraut Susanne:
Der Fliegenmensch.
dtv 2006

Chidolue, Dagmar / Berner, Rotraut Susanne:
So ist das nämlich mit Vicky.
Beltz & Gelberg 1992

Creech, Sharon / Berner, Rotraut Susanne:
Der beste Hund der Welt.
Fischer Schatzinsel 2004

Creech, Sharon / Berner, Rotraut Susanne:
Glück mit Soße.
Fischer 2006

Enzensberger, Hans Magnus / Berner, Rotraut Susanne:
Der Zahlenteufel.
dtv 1999

Guggenmos, Josef / Berner, Rotraut Susanne:
Was denkt die Maus am Donnerstag?
dtv 2001

Hein, Christoph / Berner, Rotraut Susanne:
Das Wildpferd unterm Kachelofen.
Beltz & Gelberg 2003

Hein, Christoph / Berner, Rotraut Susanne:
Mama ist gegangen.
Beltz & Gelberg 2004

Hohler, Franz / Berner, Rotraut Susanne:
Wenn ich mir etwas wünschen könnte.
Hanser 2000

Jacoby, Edmund (Hrsg.) / Berner, Rotraut Susanne:
Dunkel war's, der Mond schien helle.
Gerstenberg 1999

Jacoby, Edmund / Berner, Rotraut Susanne:
Himmel, Hölle, Blindekuh.
dtv 1999

Johansen, Hanna / Berner, Rotraut Susanne:
Bist du schon wach?
Hanser 1998

Johansen, Hanna / Berner, Rotraut Susanne:
Der Füsch.
dtv 1999

Jong, Trude de / Berner, Rotraut Susanne:
Lola der Bär.
dtv 2000

Jung, Jochen (Hrsg.) / Berner, Rotraut Susanne:
Kleine Fibel des Alltags.
Jung und Jung 2002

Kennedy, A.L. / Berner, Rotraut Susanne:
Das Wörterbuch der Familie Mausbock.
Edition Büchergilde 2004

Lassahn, Bernhard / Berner, Rotraut Susanne:
Zuckerhut und Flitzebogen.
Pendragon 1994

Mai, Manfred / Berner, Rotraut Susanne:
Geschichte der deutschen Literatur.
Beltz & Gelberg 2005

Malerba, Luigi / Berner, Rotraut Susanne:
Der gestiefelte Pinocchio.
dtv 2001

Mebs, Gudrun / Berner, Rotraut Susanne:
Oma! Schreit der Frieder...
Sauerländer 2004

Mebs, Gudrun / Berner, Rotraut Susanne:
Sonntagskind.
Sauerländer 1997

Mühlenweg, Fritz / Berner, Rotraut Susanne:
Nuni.
Libelle 2001

Mülbe, Wolfheinrich von der / Berner, Rotraut Susanne:
Die Zauberlaterne.
Büchergilde Gutenberg 2003, Piper 2005 (ohne Illustrationen)

Plath, Sylvia / Berner, Rotraut Susanne:
Max Nix.
Fischer Schatzinsel 1996

Richter, Jutta / Berner, Rotraut Susanne:
Die Katze oder Wie ich die Ewigkeit verloren habe.
Hanser 2006

Schnurre, Wolfdietrich / Berner, Rotraut Susanne:
Die Prinzessin kommt um vier.
Aufbau 2001

Schöntges, Jürgen (Hrsg.) / Berner, Rotraut Susanne:
Freche Lieder - liebe Lieder
Beltz 1996, 2000

Schubiger, Jürg / Berner, Rotraut Susanne:
Als die Welt noch jung war.
Beltz & Gelberg 1995

Schubiger, Jürg / Berner, Rotraut Susanne:
Mutter, Vater, ich und sie.
Beltz & Gelberg 2001

Tellegen, Toon / Berner, Rotraut Susanne:
Josefs Vater.
dtv 2006

Vrancken, Kaat / Berner, Rotraut Susanne:
Anna und die Sache mit der Liebe.
Fischer Schatzinsel 2002
 
 
 
Nicht mehr lieferbare Titel:
 
Berner, Rotraut Susanne:
Hase, Hase!
Rowohlt 1997

Berner, Rotraut Susanne:
Leib- und Magengedichte.
MaroVerlag 1996

Berner, Rotraut Susanne:
Nudelsuppe.
Maro Verlag, Die Tollen Hefte 1991

Berner, Rotraut Susanne:
Rotraut Susanne Berners Märchenstunde.
Beltz & Gelberg 1998

Blaich, Ute / Berner, Rotraut Susanne:
Na du, Marabu.
Rowohlt 1996

Bukowski, Charles / Berner, Rotraut Susanne:
Einmal New Orleans und zurück.
Maro Verlag 1990

Calvino, Italo / Berner, Rotraut Susanne:
Der Baron auf den Bäumen.
Ravensburger 1992

Calvino, Italo / Berner, Rotraut Susanne:
Marcovaldo.
Ravensburger 1991

Eisendle, Helmut / Berner, Rotraut Susanne:
Skinfaxi.
Rainer Verlag 1983

Green, Julien / Berner, Rotraut Susanne:
Die Gespensternacht.
Hanser 1989

Halbey, Hans A. (Hrsg.) / Berner, Rotraut Susanne:
Schmurgelstein so herzbetrunken.
Beltz & Gelberg 1988

Jongstra, Atte / Berner, Rotraut Susanne:
Festliches Lexikon.
Maro Verlag, Die Tollen Hefte 1993

Moeyaert, Bart / Berner, Rotraut Susanne:
Bloße Hände.
Beltz 1999

Plath, Sylvia / Berner, Rotraut Susanne:
Das Bett-Buch.
Frankfurter Verlagsanstalt 1989

Reinig, Christa / Berner, Rotraut Susanne:
Ein Wogenzug von wilden Schwänen.
Ravensburger 1991

Schubiger, Jürg / Berner, Rotraut Susanne:
Wo ist das Meer?
Beltz & Gelberg 2000

Tobler, Willi / Berner, Rotraut Susanne:
Karak und der Zuckerbäcker.
Ravensburger 1990

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